Window 166

MICROPAINTINGS by Wolfgang Ganter

Bei der Wolfgang Ganters Serie Micropaintings handelt es sich um chemische Reaktionen (Selbstorganisationsprozesse) auf einem maximal 5 x 5 Zentimeter großen Glasträger, die der Künstler während des Reaktionsprozesses unter dem Mikroskop augenblicklich digital dokumentiert hat.­

Selbstorganisation ist ein Oberbegriff für alle Prozesse, Handlungen und Interaktionen, mit denen ein Individuum oder ein System seine Abläufe und Strukturen selbst organisiert und aufrechterhält. Dazu gehören Prozesse, die dazu dienen, in ungeordnete Zustände Ordnung einzuführen und aufrechtzuerhalten. Somit wird ein Teil der künstlerischen Arbeit durch das Medium selbst ausgeführt, wodurch der Bereich der menschlichen Schöpfung überschritten wird.
Um die reichhaltigen Informationen, die in diesen Bildern enthalten sind, zeigen zu können, hat der Künstler ‘Stitching’-Techniken eingesetzt. Viele Detailaufnahmen geben in Kombination einen Einblick in neue Welten, die mit dem bloßen Auge nicht wahrgenommen werden können.

Window 165

Losing Eden von Charys Wilson

Die Lichtinstallationen der irischen Künstlerin Charys Wilson erforschen Wege der Illusion, der Mimikry und des Schattens, während sie gleichzeitig eine kontemplative Zeit für die Wertschätzung der in unserem täglichen Leben häufig übersehenen Aspekte der Natur ermöglichen. Für die Ausstellung bei Berlin-Weekly hat sie den Raum in ein Gewächshaus verwandelt, das mit Pflanzen gefüllt ist, die sie aus recycelten Materialien hergestellt hat. In unserer Zeit der Klimakrise ist das Gewächshaus sowohl ein Symbol für die zerstörerische Kraft der Menschheit und die globale Erwärmung als auch für unsere Fähigkeit, die natürliche Welt zu hegen und zu pflegen. Die Ausstellung ist kuratiert von Anna Ratcliffe.

english 
 
Charys Wilson is a visual artist from Northern Ireland who aims to rekindle the viewer’s curiosity in the natural world. Wilson’s light installations explore ways of illusion, mimicry and shadow, while allowing a contemplative time for appreciation of aspects of nature often overlooked in our daily lives. For the exhibition at Berlin-Weekly, she has transformed the space into a greenhouse filled with plants that she has created from recycled materials. In our time of climate crisis, the greenhouse acts as both a symbol of humanity’s destructive power and global warming, as well as our ability to nurture and care for the natural world. The exhibition is curated by Anna Ratcliffe.

Photos: Jeremy Knowles

Window 164

RAW MEDIA COMPETENCE von Iréne Hug, 2023

Die Installation Raw Media Competence von Iréne Hug besteht aus Teilen von gefundenen  ehemaligen Werbeschriften. Schrift als eines der ältesten Medien thematisiert sich hier selbst in plastischen Buchstaben in verschiedenen Formen in dem Rohzustand, wie sie gefunden wurden. Die neue räumliche Anordnung der 3dimensionalen, erleuchteten Schriftzeichen ergibt neue Worte und damit einen neuen Text  und eine neue Bedeutung: Raw Media Competence.  Ein ironischer Hinweis darauf, dass angesichts der Komplexität und Vielfalt der neuen sowie alten  Medien, unsere Medienkompetenz eher rudimentär ist.

english 
 
The installation Raw Media Competence by Irene Hug consists of parts of found former advertising typefaces. Writing as one of the oldest media thematizes itself here in sculptural letters in various forms in the raw state as they were found. The new spatial arrangement of the 3-dimensional, illuminated characters results in new words and thus a new text and a new meaning: Raw Media Competence.  An ironic reference to the fact that considering the complexity and diversity of new and old media, our media competence is rather rudimentary.

Window 163

DREAMLAND von Julia Kissina, 2023

Die in Berlin lebende russisch-ukrainische Künstlerin Julia Kisina untersucht die Kluft zwischen dem von den Medien dargestellten Wunschbild der Welt und der Realität, in der wir mit Kriegen, Migrationsströmen und groß angelegten sozialen Veränderungen konfrontiert werden. Sie versetzt uns in ein Dasein, in dem Ironie und politische Karikatur mit Mystik und Romantik interagieren, und zeigt unsere Neigung zur Selbsttäuschung bei dem Versuch, uns an moderne Herausforderungen anzupassen.

english 
 
The Berlin-based Russian-Ukrainian artist Julia Kisina explores the gap between the wishful image of the world portrayed by the media and the reality in which we are confronted with wars, migration flows and large-scale social changes. She immerses us in an existence where irony and political caricature interact with mysticism and romance, highlighting our tendency for self-deception in the attempt to adapt to modern challenges.

Window 162

FOODSI von Sibylle Hofter, 2023

Die Künstlerin Sibylle Hofter schafft dreidimensionale Raumzeichnungen freihand aus verschweißtem  Eisendraht. Dafür skizziert und vermisst sie das vorhandene Inventar zeitspezifischer Räume und setzt sie im Maßstab 1:1 zur Originalgröße in den physichen Raum um. Die  Drahtinstallation Foodsi zeigt die Verteilerstelle eines Lebensmittel Lieferdienstes wie sie in den letzten Jahren in den Zentren der Metropolen als start ups vielfach eröffnet wurden. Aus Draht skizziert sie die dafür nötige Ausstattung inkl. der Lieferfahrzeuge. Durch die Bewegung des Betrachters verschiebt sich die Perspektive auf die räumlichen Verhältnisse, in denen immer auch die rückwärtigen Kanten der Gegenstände sichtbar sind.

english 
 
The artist Sibylle Hofter creates three-dimensional spatial drawings freehand from welded iron wire. For this she sketches and measures the existing inventory of specific spaces and transfers them into physical space on a scale of 1:1 to the original size. The wire installation Foodsi shows the warehouse of a food delivery service, as they have been opened in recent years in the centers of the metropolises as numerous start-ups. Using wire, the artist sketches the necessary equipment, including the delivery vehicles. The movement of the viewer shifts the perspective on the spatial relationships, whereby the trailing edges of the objects are always visible.

Window 161

Musenzauber von Caro Suerkemper, 2023

Unter dem monumentalen Kopf eines römischen Starmodells aus dem 19. Jh.* (einer Zeit, in der Malergenies nach Rom pilgerten, um dem klassischen Ideal zu huldigen) schwebt, seltsam verzerrt, eine Puppenstube – ein Schlafzimmer im Stil der 1950er Jahre. Da die „Muse“ etwas schielt, ist nicht ganz klar, ob sie in das Schlafzimmer blickt oder von dessen Anblick animiert wurde, ins Innere ihrer selbst zu schauen. 
Das Schlafzimmer ist ein Symbol für das Intime und die Welt der Träume. Mit dem Doppelbett, den Nachttischen und der Frisierkommode steht das Zimmer aber auch für eine konventionelle Gesellschaftsordnung, die klare Verhaltensstrukturen vorgibt. 
Beide Modelle vermitteln uns idealisierte Vorstellungen und Traditionen, von denen wir wissen, dass das reale Leben sie immer wieder zunichte macht. 
 
*Anna Risi war eine Römerin aus bescheidenen Verhältnissen, die im 19. Jh. mehreren bedeutenden Malern Modell stand. Sie war auch die Muse und Geliebte des deutschen Malers Anselm Feuerbach.

english

Christina Paetsch deals with processes of perception in our society in the field of tension Beneath the monumental head of a famous model in 19th century Rome* – a time when great painters made pilgrimages to Rome in order to pay homage to the classical ideal – there hovers, strangely distorted, the bedroom of a doll’s house. Since the “muse” is somewhat cross-eyed, it is not really clear whether she is looking inside the bedroom or has been moved to look inside herself. 
The bedroom is symbolic of the intimate and the world of dreams. But with its 1950’s double bed, night stands and dressing table, the room also represents a conventional social order that prescribes clear behavioral structures. Both models convey idealized concepts and traditions that we know life continually destroys. 
 
*Anna Risi was a Roman woman from a humble background who posed for several important painters in the 19th century. She was also the muse and mistress of the German painter Anselm Feuerbach. 

Window 160

art-gerecht von Christina Paetsch, 2023

Christina Paetsch beschäftigt sich mit Wahrnehmungsprozessen unserer Gesellschaft im Spannungsfeld von Ekel und Schönheit, von Natur und Künstlichkeit. Ihre Werke arbeiten mit dem Prinzip der Collage in den Aktionsfeldern Fotografie und Installation. Themen wie die die mangelnde Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln in unserer Überflussgesellschaft  interessieren sie ebenso wie der Verlust von Existenzgrundlagen, deren Folgen wir in seiner Komplexität kaum erkennen können.

Für Berlin-Weekly hat sie die Installation ’art-gerecht’ konzipiert. Die  auf das Fenster transferierten Gitterstäbe simulieren einen großen Käfig. Die Rückwand ist mit einer  Fotocollage tapeziert, die in feiner Ästhetik  verschieden Tierteile auf zartem Rosa  gebettet darstellt. Über den Boden des Raumes führt eine Fototapete, welche eine steile Treppe, die zu einem  tiefen Abgrund mit Tierabfällen führt, vortäuscht. Die Installation in dem der Öffentlichkeit zugewandten Schaufenster löst bei den Passanten ein Gefühl zwischen anziehender Ästhetik, Abscheu und Nachdenklichkeit hervor. 

english

Christina Paetsch deals with processes of perception in our society in the field of tension between disgust and beauty, nature and artificiality. Her works work with the principle of collage in the fields of photography and installation. She is just as interested in topics such as the lack of appreciation for food in our affluent society as she is in the loss of livelihoods, the consequences of which we can hardly recognise in their complexity.

For Berlin-Weekly, she conceived the installation ‚art-gerecht‘. The bars transferred to the window simulate a large cage. The back wall is wallpapered with a photo collage that depicts various animal parts embedded in delicate pink aesthetics. A photo wallpaper leads across the floor of the room, simulating a steep staircase leading to a deep abyss of animal waste.

Window 159

IN THE GARDEN von Nikolaus List, 2023

Nikolaus Lists Installation IN THE GARDEN ähnelt einem Diorama und ist eine Erweiterung seiner mystisch anmutenden, metaphorischen Gartenarrangements ins Dreidimensionale. In seinen Bildern schafft List mit Reliefs und illusionistisch gemalten Passagen ein Wechselspiel aus Flachheit und Volumen, um Fragen nach Realität und Vorstellung, Greifbarkeit und Täuschung aufzuwerfen. In eine räumliche Installation transformiert entsteht dabei ein durch die Bewegung des Betrachters wechselnder Bildzusammenhang.

Die in Lists Bildern gleichermaßen anziehende wie auch unheimlich wirkende  Natur wird durch ihre gesteigerte farbliche Intensität in eine Künstlichkeit überführt, welche die Vom-Menschen-Gemachtheit der Welt des Anthropozäns vermittelt. List begreift die Gegenwart als eine Folge langwieriger Entwicklungen und möchte in seinen Bildern einen Sinn für lange Zeitspannen spürbar machen, die mit einer inszenierten Plötzlichkeit konfrontiert werden. In unterschiedlichen Formen vergrößern oder verkleinern sich Bäume, Büsche und Hecken wie in einer beschleunigten Natur, denn alles ist heute beschleunigt und befindet sich mehr im schnelleren Wandel als je zuvor.­­­­ In dieser intensivierten, fragilen Natur fungieren gekippte Bäume als Sinnbild für plötzlich endende Epochen. An ihrer Stelle entstehen aber sogleich wieder neue, miteinander um Sichtbarkeit auf der Fläche konkurrierende Gewächse – eine Metamorphose der Natur. 

„Nikolaus Lists Bilder bewegen sich zwischen diesen beiden Polen, sie führen uns in eine stille, aber in den tiefen erschütterte Welt, die man nur mit Vorsicht betreten würde, hätte man nicht ohnehin – man begreift es mit verwirrtem Erschrecken – immer schon in ihr gelebt.“  Daniel Kehlmann

Window 158

Light Swoosh von Julia Lia Walter, 2023
bedruckter Stoff, Overheadprojektor

Julia Lia Walter verbindet analoge und digitale Malerei. Ihr besonderes Interesse gilt den Übergängen zwischen digitaler und analoger Raumillusion. In ihren Installationen erforscht sie die Möglichkeiten, Grenzen und Übergänge zwischen den Medien Malerei und Videoprojektion.
Für Berlin Weekly entwickelte Julia Lia Walter eine raumspezifische Installation aus bedruckten transparenten Stoffen, die abstrakte Formflächen bilden. Als Druckvorlage diente eine Fotografie eines mit feinen Pinselstrichen bemalten Stoffes. Durch das Nutzen der Flexibilität des Trägermaterials, wird die Zeichnung um eine dritte Dimension erweitert. Die Zeichnung oszilliert zwischen ihrer ursprünglichen Zwei- und neugewonnen Dreidimensionalität und wird nochmal zusätzlich durch eine Projektion des gedruckten Bildes überlagert. Dabei verbinden sich digitale projizierte und analoge gedruckte Linien, indem sie eine Symbiose eingehen und visuell partiell kaum zu trennen sind.

english

Julia Lia Walter combines analogue and digital painting. She is particularly interested in the transitions between digital and analogue spatial illusion. In her installations, she explores the possibilities, limits and transitions between the media of painting and video projection.
For Berlin Weekly the artist developed a space-specific installation made of printed transparent fabrics that form abstract shaped surfaces. A photograph of a fabric painted with fine brush strokes served as the print template. By using the flexibility of the carrier material, the drawing is extended by a third dimension. The drawing oscillates between its original two- and newly acquired three-dimensionality and is additionally superimposed by a projection of the printed image. In the process, digital projected and analogue printed lines combine by entering into a symbiosis and are visually almost impossible to separate.

Window 157

ENEMY WITHIN  von Nina E. Schönefeld, 2022

In her videos artist Nina E. Schönefeld deals with socio-political issues, against the backdrop of a symbolic world of utopia and fantasy, often using visual aesthetics from the advertising and digital worlds. The heroines of her videos are usually female activists. ENEMY WITHIN is about the cultic worship of feminist activism as such –  the installation refers to a conspiracy theory that claims that the suffragette movement of the early 20th century is still active, fighting for gender equality by any means necessary. It is rumored that today’s movement, „The Hacker Suffragettes,“ operates primarily in the field of digital art. 

The installation ENEMY WITHIN features an all-purple color scheme. The color purple stands for determination and for the women’s movement as well as for secrecy, for spirituality and mysticism. Purple is also found as a liturgical color in the church – so the installation looks like an altar, in the center of which is the monument ‚MOTHER‘ that keeps the struggle alive. The installation employs an aesthetic that uses elements from AI, gamer and hacker worlds as well as esoteric symbols from conspiracy theories. The activists of „The Hacker Suffragettes“ fight with the same means as their enemies, infiltrating the digital world as ENEMIES WITHIN.

Window 156

„Orbital no.2: Berlin“  – video installation by Simon Faitfull
HD Video: 1hour, 55min loop

Berlin is the largest city in the European Union in terms of area. In his video installation „Orbital no.2: Berlin“, the British artist Simon Faithfull, who lives in Berlin, combines three concentric journeys around this city into a single dizzying video mandala.One full circuit of Berlin’s ring motorway the ‚A10‘ (seen from a speeding motorbike) is combined with a loop of Berlin’s ‚Ring-Bahn‘ (shot from the cab of a train), and in the centre one circuit of the revolving restaurant at the top of Berlin’s TV Tower, which can be seen for real  around the corner of the Berlin-Weekly. The artist has mounted the 3 videos, which are recorded in real time from the viewpoint of the traveller, as ellipses within each other, and projected them at a small distance behind the window in the shape of an eye.

deutsch

Berlin ist flächemäßig die größte Stadt der Europäischen Union . In seiner Videoinstallation  verbindet der in Berlin lebende britische Künstler Simon Faithfull drei konzentrische Reisen um diese Stadt  zu einem einzigen schwindelerregenden Video-Mandala. Eine vollständige Umrundung de Berliner Ringautobahn A10 (aus der Sicht eines rasenden Motorrads) wird mit einer Schleife der Berliner Ringbahn (aus dem Führerstand eines Zuges) kombiniert, und in der Mitte eine Runde durch das Drehrestaurant auf der Spitze des Berliner Fernsehturms, der um die Ecke des Berlin-Weekly Schaufensters real zu sehen ist. Der Künstler hat die 3 Videos, die in Echtzeit aus der Sicht des Fahrenden aufgenommen sind, als Ellipsen ineinander montiert und in geringem Abstand hinter der Scheibe  in der Form eines Auges projiziert. 

Window 155

„be myself… but with You” von Mariana Vassileva, 2022
Material: Barbed wire, cast frame of a grand piano, neon writing

The installation „be myself…but with You“ by the Bulgarian artist Mariana Vassileva, who lives in Berlin, is a metaphor for the question of the extent to which we can endure the differences and contrasts, the disharmonies and frictions in a relationship in which we want to remain free and completely ourselves on the one hand and at the same time long for harmonic togetherness. This metaphor can refer to individual love relationships as well as to social togetherness.

The installation consists of the gold-coloured cast frame of a concert grand piano on which about 230 steel strings are stretched tightly to play all the timbres and the various hard major and soft minor chords. The vibration of the strings is normally transmitted to the soundboard and, on its upper and lower sides, to the surrounding air. But the soundboard and the body are missing to make the sound.  The inner life of the piano is turned outwards, vulnerable and silent. Between the many strings we see sporadic golden barbed wire stretched.

Underneath the cast frame, a neon sign glows with the words „be myself…but with You“, which express our longing for freedom and authenticity and at the same time for togetherness and symbiosis.

deutsch

Die Installation ”be myself … but with You” der in Berlin lebenden bulgarischen Künstlerin Mariana Vassileva ist eine Metapher auf die Frage, inwieweit wir die Unterschiede und  Gegensätze, die Disharmonien und Reibungen in einer Beziehung aushalten, in der wir einerseits frei und ganz bei uns selbst bleiben wollen und uns gleichzeitig nach harmomischer Zweisamkeit sehnen. Diese Metapher kann sich sowohl auf individuelle Liebesbeziehungen als auch auf das gesellschaftliche Miteinander beziehen. 

Die Installation besteht aus dem goldfarbenen Gussrahmen eines Konzertflügels auf den etwa 230 Stahlsaiten straff gespannt sind, um alle Klangfarben und die verschiedenen harten Dur – und weichen Moll-Akkorde zu spielen. Die Schwingung der Saiten überträgt sich normalerweise auf den Resonanzboden und an dessen Ober- und Unterseite auf die umgebende Luft. Doch der Resonanzboden und auch der Korpus fehlen, um den Klang ertönen zu lassen.  Das Innenleben  des Pianos ist nach aussen gekehrt, verletzlich und stumm. Zwischen den vielen Saiten sehen wir vereinzelt goldenen Stacheldraht gespannt.

Unter dem Gussrahmen leuchtet ein Neonschriftzug mit den Worten ”be myself…but with You”, welche unsere Sehnsucht nach Freiheit und Authentizität und gleichzeitig auch nach Zweisamkeit und Symbiose ausdrücken.

Window 154

‚Portrait of an Artist  (Pool with many Figures)‘ von Birte Bosse, 2022
Schwimmnudeln aus Polyethylen (PE-Schaum)

Steht man vor der Installation denkt man sofort an Sommer, Hitze, Ferien, Schwimmbäder, in der Sonne grell leuchtende Farben.  
Birte Bossse kreiert aus bunten Schwimmnudeln  individuelle schrille Objekte und bildet daraus eine Installation, die wie ein Wimmelbild eines im Sommer überfüllten öffentlichen Freibads oder wie ein dichter farbenfroher Urwald anmutet. 
Die Künstlerin geht in ihren Arbeiten fast immer von der Zeichnung aus, wobei Zeichnung und Skulptur sich in ihren Arbeiten gegenseitig bedingen – der Prozess ist die Idee und umgekehrt.
Birte Bosse  transformiert die  bunten Schwimmnudeln aus synthetischem Schaumstoff zu einem modernen Bildhauermaterial, das  sowohl zeichnerisches als auch malerisches Potential hat – flexibel, biegsam, leicht und spielerisch zu bearbeiten.

english

Standing in front of the installation, one immediately thinks of summer, heat, vacations, swimming pools, colors glaring in the sun.  
Birte Bossse creates individual shrill objects from colorful swimming noodles and forms an installation from them, which appears like a hidden object scene of a public outdoor pool overcrowded in the summer or like a dense colorful jungle. 
The artist almost always takes drawings as her starting point, with drawing and sculpture mutually dependent in her work – the process is the idea and vice versa.
Birte Bosse transforms the colorful swimming noodles made of synthetic foam into a modern sculpture material that has both drawing and painting potential – flexible, pliable, easy and playful to work with.

Window 153

RIFTS – a spatial painting von Claudia Chaseling, 2022
Aluminium, Pigmente, MDM Bindemittel und Öl auf ovalen Leinwänden, Wände, Boden und Decke

Die Ausstellung RIFTS transformiert Berlin-Weekly in ein Spatial Painting, und zirkuliert thematisch um  drastische und absurde Entwicklungen der Gegenwart.Die Wandmalerei setzt sich aus  amorphen Formen und  sich auflösenden Landschaften zusammen, in die Texte und URL-Codes eingebettet sind. Kreaturen, Pflanzen, Symbole, Schrift und Weblinks fügen sich zu einer abstrakten malerischen Dynamik. Betritt man Berlin-Weekly steht man inmitten des Werks. Von einem bestimmten Blickpunkt aus gesehen wird der gesamte Raum optisch flächig. Es entsteht eine Atmosphäre der Entfremdung, erzeugt durch verzerrte, instabile Perspektiven.

english

The exhibition ‚rifts’ transforms Berlin-Weekly into a Spatial Painting, and thematically circulates around drastic and absurd developments of the present.The wall painting is composed of amorphous forms and dissolving landscapes, in which texts and URL codes are embedded. Creatures, plants, symbols, writing and web links combine to create an abstract painterly dynamic. When you enter Berlin-Weekly, you stand in the middle of the work. Seen from a certain viewpoint, the entire space becomes visually two-dimensional. An atmosphere of alienation is created by distorted, unstable perspectives.

Window 152

TOTALPOSITION, 2022 von Ulrike Mundt
28.4.–3.6.2022
MDF, Lack, Keramik, digitale LED Laufschriftbänder

Ulrike Mundts Skulpturen operieren an der Grenze von Kunst zu Design. Die Künstlerin baut handwerklich perfekte Objektkörper, um eine Rhetorik der Wichtigkeit zu erzeugen. Mit einer ins Leere laufenden Signalsprache oder cartoonhaftem Bildwitz stört sie die selbstbezüglichen Diskurse ihrer Werke und formuliert auf diese Weise Kritik am schönen Schein ebenso, wie an der Vereinfachung komplexer Zusammenhänge.

Für das Setting von Berlin Weekly hat sie die multimediale Rauminstallation Totalposition entwickelt. Diese setzt sich mit aktuellen Phänomenen öffentlicher Kommunikation auseinander, die oftmals scheitert, weil komplexe Inhalte vereinfacht und Standpunkte unumstößlich werden. Mit autoritärem Gestus treten die hochglänzenden Skulpturen im Zentrum gegeneinander an. Tönerne Röhren erinnern an Sprachrohre. Sie werden flankiert von zwei Laufschriften – dem Gemeinwohl zugewandte Begriffe bewegen sich dem Zentrum entgegen, während Begriffe der Selbstbezogenheit sich davon entfernen. Die Begriffe bewegen sich zwischen politischer Phrase und konkreter Poesie. Sie kritisieren die reduzierte Stellungnahme und das Beharren auf einem Standpunkt als Auslöser gescheiterter Kommunikation. 

english

MDF, lacquer, ceramics, digital LED ticker tape
Ulrike Mundt’s sculptures operate on the border between art and design. The artist builds object bodies with perfect craftsmanship to create a rhetoric of importance. With a signal language that runs into the void or cartoon-like visual humour, she disrupts the self-referential discourses of her works and in this way formulates a critique of beautiful appearances as well as of the simplification of complex contexts.

For the setting of Berlin Weekly, she has developed the multimedia installation Totalposition. It deals with current phenomena of public communication, which often fails because complex contents are simplified and points of view become irrefutable. With an authoritarian gesture, the glossy sculptures in the centre compete against each other. Clay pipes are reminiscent of mouthpieces. They are flanked by two tickers – terms that are directed towards the common good move towards the centre, while terms of self-centredness move away from it. The terms move between political phrase and concrete poetry. They criticise the reductive statement and the insistence on a point of view as a trigger of failed communication. 

Window 151

The Texture of the Sea – Videoinstallation von Nathalie Grenzhaeuser, 2022

The Texture of the Sea ist  eine mediale Installation, die sich mit der Beschaffenheit des Meeres befasst. Das Meer ist hierbei Element und Körper, Materie und Kosmos. The Texture of the Sea erkundet den Lebensraum voller unbekannter Phämomene, welche in der Morphologie der gezeigten Meerestiere Gestalt finden, bis in die feinstofflichen Ebenen. Die Arbeit ist Teil der Werkreihe The White Sea Cycle, die im Zuge mehrerer Arbeitsaufenthalte Grenzhaeusers auf der meeresbiologischen Forschungsstation WSBS Kartesh in Karelien, Russland, entstanden sind. 

english

The Texture of the Sea by Nathalie Grenzhaeuser is a media installation that deals with the texture of the marine realm. Here the sea is element and body, matter and cosmos. The Texture of the Sea explores the habitat full of unknown phenomena that take shape in the morphology of the sea creatures shown, down to the subtle levels. The work is part of the series The White Sea Cycle, which was created in the course of Grenzhaeuser´s several working stays at the White Sea Biological Station Kartesh, in Karelia, Russia. 

Window 150

AGAIN von Judith Rautenberg, Videoinstallation 15min.

Eine Kiste. Ein Mann. Und die Geschichte des Lebens.
Die Videoarbeit „Again“ handelt von der subjektiven Wahrnehmung immer wiederkehrender Lebenssituationen, die vom Menschen als ausweglos und beklemmend empfunden werden. Der Begriff Ort wird hier als geistig-mentaler Zustand interpretiert.
Der Mensch versucht oft, seiner Situation durch Ortswechsel zu entfliehen. Da er aber seine Gefühle von Isolation überall hin mit nimmt, sind die vorgefundenen Orte immer die gleichen und es gibt keine Möglichkeit, der eigenen Wahrnehmung zu entfliehen.
In den Filmsequenzen werden diese Zustände als weißer Kasten visualisiert. Darin interpretiert der Tänzer Jan Lorys die Gefühle von Klaustrophobie und Isolation, die zu Auswirkungen wie Angst und Depression, Paralyse und Wahnsinn sowie völliger Selbstaufgabe führen. Jede dieser Darstellungen endet mit dem Versuch des Tänzers, die verursachende Situation also den Kasten zu verlassen: immer wieder landet er in einem Neuen ohne die Möglichkeit einen Ausweg zu finden.

english

One box. One man. And the story of life.The video work „Again“ is about the subjective perception of recurring life situations, which are perceived by man as hopeless and oppressive. The term place is interpreted here as a mental state.
Man often tries to escape from his situation by changing location. But since he takes his feelings of isolation with him everywhere, the places he finds are always the same and there is no possibility of escaping one’s own perception.
In the film sequences, these states are visualized as a white box. In it, dancer Jan Lorys interprets the feelings of claustrophobia and isolation, leading to effects such as anxiety and depression, paralysis and madness, and complete self-abandonment. Each of these representations ends with the dancer’s attempt to leave the causative situation, i.e. the box: again and again he ends up in a new one without the possibility of finding a way out.

Window 149

Zea mays, Wet Collection – eine Installation von Uli Westphal
Corn cultivars from all parts of the world. Photographed 2018 at the CIMMYT seed bank in Texcoco, Mexico. Bottles containing drinks from High Fructose Corn Syrup based soda (collected 2018 in Providence, RI, USA).Teosinte in Bio-Ethanol

Uli Westphal dokumentiert die schwindende Nutzpflanzenvielfalt und das, was an ihre Stelle tritt. Die Installation verbindet Fotografien und gefundene Objekte zu einer leuchtenden Rauminstallation, die die Transformation vom Mais nachzeichnet. 
Vor 10.000 Jahren führte eine Reihe von zufälligen Mutationen dazu, dass aus einem unscheinbaren Gras, der Teosinte, der Vorfahre des Mais wurde. Jahrtausendelange Selektion durch den Menschen hat zu dramatischen Veränderungen beim Mais geführt. Menschen entwickelten eine Vielzahl von Sorten mit unterschiedlicher Form, Farbe, Geschmack und kulinarischer Verwendung, die jeweils an die Kultur, die Geografie und das Klima der Orte angepasst waren, an denen sie angebaut wurden. Heute wird im Maisgürtel der USA, einem Gebiet von der Größe Kaliforniens, fast ausschließlich eine einzige Maissorte namens Yellow Dent angebaut. Fast das gesamte Saatgut ist gentechnisch verändert und geistiges Eigentum, das von den wenigen agrochemischen Konzernen kontrolliert wird, die den globalen Saatgutmarkt beherrschen. Der größte Teil der Ernte wird zu Ethanol oder zu Tierfutter verarbeitet, um in Massentierhaltung billiges Fleisch zu erzeugen. Nur ein Bruchteil der Ernte wird für den menschlichen Verzehr verwendet, vor allem in Form von Süßungsmitteln, insbesondere von High Fructose Corn Syrup. 

english

Uli Westphal documents disappearing crop diversity and the things replacing it. Zea mays, Wet Collection combines photographs and found objects into a glowing spatial installation that traces the transformation of corn.
10,000 years ago a series of chance mutations caused an inconspicuous weed, Teosinte, to become the ancestor of corn. Millennia of selection by humans have yielded dramatic changes to corn. Farmers developed a multitude of cultivars of varying shape, color, flavor and culinary use, each adapted to the culture, geography and climate of the places they were grown. Today, the US Corn Belt, an area roughly the size of California, almost exclusively grows a single type of corn called yellow dent. Nearly all of the seed is genetically modified and intellectual property, controlled by the few agrochemical corporations that rule the global seed market. Most of the harvest is turned into ethanol or animal feed to produce cheap meat in concentrated feeding operations. Just a fraction of the harvest is directed towards human consumption, primarily in the form of sweeteners, particularly High Fructose.

Window 148

PALISADES  von Teresa Mazuela Sequeira, 2021
(Leuchtkästen mit Collagen aus Fotos, Zeichnungen und alten Stichen, Öl auf Leinwand)

Im Jahr 1705 wurde im Zuge der späteren Linienstraße eine leichte hölzerne Palisadenumwehrung, die sogenannte Linie, angelegt. Sie diente als Steuer – und Zollgrenze, zur Verhinderung der Flucht von Deserteuren, zur Überwachung des Zuzugs von Fremden und auch dem Schutz vor ungezügelter Wildnis. 
Ausgehend von der ehemals sichtbaren Grenzsituation und der heutigen sozialen und gesellschaftlichen Demarkation,verhandelt die ortsspezifische Installation sichtbare und unsichtbare Grenzen und experimentiert  zwischen Stadtgeschichte, Stadtentwicklung, Natur- und Kulturlandschaft. 

english

In 1705, a light wooden palisade enclosure, the so-called line, was built in the course of the later Linienstraße. It served as a tax and customs border, to prevent deserters from escaping, to monitor the influx of strangers and to protect against unbridled wilderness. 
Based on the formerly visible border situation and today’s  societal and social demarcation, the site-specific installation negotiates visible and invisible borders and experiments between urban history, urban development and natural and cultural landscapes.

Window 147

Memorabilia von Eva Castringius

In der raumgreifenden Arbeit Memorabilia stellt Eva Castringius den Bezug von Radioaktivität  und Berliner Blau her. Bei diesem Farbpigment handelt es sich nicht nur um ein lichtempfindliches Material, sondern auch um ein Gegenmittel bei radioaktiven Vergiftungen. Die Künstlerin verwendet es im Belichtungsprozess und thematisiert die Entdeckung der Radioaktivität im späten 19. Jahrhundert und ihre gesundheitsgefährdenden Auswirkungen. In ihren Fotogrammen versteht sie die fotografischen Abdrücke der Gegenstände als Memorabilia der Schicksale der Protagonistinnen*, die ungeschützt hoher Radioaktivität ausgesetzt waren und verweist auf die Gefahren der unsichtbaren Strahlung.

english

In her expansive work Memorabilia, Eva Castringius relates radioactivity and Berlin blue. This color pigment is not only a light-sensitive material, but also an antidote for radioactive poisoning. The artist uses it in the exposure process and thematizes the discovery of radioactivity in the late nineteenth century and its health risks. In her photograms she understands the photographic imprints of the objects as Memorabilia of the fates of the protagonists* who were exposed to radioactivity without protection and refers to the danger of invisible radiation. 
 
*Marie Curie, Pat Burrage, Katherine Schaub, Loie Fuller, Joan Meller

Window 146

GEDANKENTURM von Christine Schulz 2021
( Leuchtkästen, Bildschirm, Neonröhren entfaltete Kartons, Zeitungausschnitte, Overheadprojektor, Goldpapier, verchromte Displaystangen)

Die raumgreifende Konstruktion GEDANKENTURM von Christine Schulz besteht sowohl aus gefundenen Bildern aus Zeitungen, Filmen, Büchern und dem Internet, als auch aus eigenen Fotografien und Videos, die im Zusammenspiel mit zumeist recycelten Materialien collagiert und überlagert werden. Dem Licht wird dabei eine zentrale Rolle zugewiesen, indem das Bildmaterial in Gestalt von Leuchtkästen und Projektionen oder von Neonröhren beleuchtet präsentiert wird.
Die Flüchtigkeit der Wahrnehmung wird durch die Elektrifizierung der Installation unterstrichen. 
Der für das BERLIN-WEEKLY  geschaffene GEDANKENTURM  basiert auf einer Ansammlung von Abbildungen der zeitnahen vielschichtigen globalen Ereignisse – Bilder, die unsere Realität sowohl spiegeln als auch konstruieren.

english

The  expansive construction TOWER OF THOUGHTS consists of found images from newspapers, films, books and the internet, as well as the artist’s own photographs and videos, which are collaged and overlaid with mostly recycled materials. 
Light is assigned a central role here by presenting the visual material in the form of light boxes and projections or illuminated by neon tubes.
The fleetingness of perception is underlined by the electrification of the installation. 
The TOWER OF THOUGHTS created for BERLIN-WEEKLY is based on an accumulation of images of contemporary multi-layered global events – images that both mirror and construct our reality.

Window 145

CORONA TEST ZENTRUM – eine Raumzeichnung aus Eisendraht von Sibylle Hofter

Die Künstlerin zeichnet das vorhandene Inventar spezifischer Räume freihand aus verschweißtem Eisendraht in den physischen Raum, nachdem sie es fotografiert und vermessen hat. In der Installation bewegt man sich durch einen Raum, in dem für die Corona Testzentren typischen Einrichtungsgegenstände und Utensilien aus geschweißtem Draht gerade so skizzenhaft dargestellt sind, dass das Auge Flächen sieht, wo keine sind. Durch die Bewegung des Betrachters verschiebt sich die Perspektive auf die räumlichen Verhältnisse, in denen immer auch die rückwärtigen Kanten der Gegenstände sichtbar sind.

Das von Corona geprägte Stadtbild (mit leeren Straßen, hinter Masken versteckten Gesichtern und geschlossenen Geschäften und Restaurants) und die zuletzt zu Testzentren umgewandelten Ladenflächen sind in den vielen Monaten der Lockdowns für die meisten von uns zum Alltagsbild geworden, aber das einzigartige Phänomen des Testzentrums scheint doch erstaunlich wenig künstlerisch dokumentiert worden zu sein. Während des Lockdowns wurden kaum Läden von Künstlern oder Aktivisten umgenutzt. Erst mit der Finanzierung kostenloser Bürgertests explodierte die Flexibilität der Geschäftsleute, und es entstanden zahllose Testzentren, die sich in die pausierende Nutzung einschieben.

Eine Fotoserie des neuen Arbeits-Alltags im Testzentrum (Monatsheft Nr. 51, Edition Schwimmer) stellt Sibylle Hofter am Freitag 6. 8. um 19 Uhr in der Ausstellung vor.

english

Sibylle Hofter has developed a Corona test centre as a drawing in space made of wire for the Berlin-Weekly project space in Linienstraße.16 July – 3 September 2021The artist draws the existing inventory of specific spaces freehand from welded iron wire into physical space after photographing and measuring it. In the installation, one moves through a space in which furnishings and utensils typical of Corona test centres are sketched out of welded wire just enough for the eye to see surfaces where there are none. The movement of the viewer shifts the perspective on the spatial relationships, in which the back edges of the objects are always visible.

The cityscape characterised by Corona (with empty streets, faces hidden behind masks and closed shops and restaurants) and the shop spaces recently converted into test centres have become part of everyday life for most of us during the many months of the lockdown, but the unique phenomenon of the test centre seems to have been documented surprisingly little artistically. During the lockdown, hardly any shops were repurposed by artists or activists. It was only with the funding of free civic testing that the flexibility of shopkeepers exploded, and countless test centres sprang up to slot into paused use.

A photo series of the new everyday working life in the test centre (Monthly No. 51, Edition Schwimmer) will be presented by Sibylle Hofter at the exhibition on Friday 6. 8. at 7 pm.

Window 144

DIE KÖNIGIN von Alex Lebus 2021
Tischlerplatte, Möbellinoleum (Farben: Iron/ash), Bronze, Klavierband 315 x 290 x 270 cm

Die Königin ist eine Kopie des Bundesadler-Logos des deutschen Bundestages. Der wichtigste und auffälligste Unterschied ist nur, dass sich die Federn des Vogels nicht mehr dort befinden wo sie sein sollten. Der Adler hat seine Flugel verloren und trägt seinen Schwanz als Krone. Der Linoleumbzug des Körpers ist in der Farbe IRON gehalten, während die Farbe fur die Federn den Namen ASH trägt. Die Flugel der Königin sind beweglich und durch Klavierbänder ein- und ausklappbar. Der Adler, der Männlich- und Herrschaftlichkeit suggeriert, ist ohne Federn ein gekröntes
Huhn geworden – somit weiblich und eine Königin.
Auf der Brust des großen Vogels befindet sich eine Bronze, die eine Miniatur der federlosen Königin selbst ist.

Ein Zumstand

Ich bin die Königin.
Ich bin der Schatten eines Adlers und seine Mutter.
Ich habe keinen Schwanz, nur eine Krone aus Asche. Alle Größe trage ich im Herzen.
Ich habe verlernt zu fliegen.
Gestutzt und beschnitten, schaue ich aus dem Zustand in den Umstand und bleibe, weil ich muss.
Ich sehe nur in eine Richtung, aber zeige in beide,
der Preis der Schokoladenseite.
Einst war ich ein Vogel – jetzt bin ich ein Huhn.
Und wessen Königin ich bin?
Deine. 

english

THE QUEEN by Alex Lebus 2021Blockboard, furniture linoleum (colours: iron/ash), bronze, piano hinge 315 x 290 x 270 cm

The Queen is a copy of the federal eagle logo of the German Bundestag. The most important and striking difference is only that the feathers of the bird are no longer where they should be. The eagle has lost its wings and wears its tail as a crown. The body’s linoleum train is in the colour IRON, while the colour for the feathers is ASH. The wings of the queen are movable and can be folded in and out by piano hinges. The eagle, which suggests masculinity and dominance, has become a crowned chicken without feathers.chicken – thus female and a queen. On the breast of the large bird is a bronze that is a miniature of the featherless queen herself.

I am the queen.
I am the shadow of an eagle and its mother.
I have no tail, only a crown of ashes.
All greatness I carry in my heart.
I have forgotten how to fly.
Truncated and pruned, I look from state to circumstance and stay because I must.
I look only in one direction, but point in both, the prize of the chocolate side.
Once I was a bird – now I am a chicken.
And whose queen am I?
Yours.

Window 143

APRIL 24 – Raummalerei auf Wand, Leinwand und Glas, Sophia Schama

„Malerei ist für mich wie eine Reise ins Unbekannte.  Um ein spezifisches Ergebnis geht es mir nicht. Ich beginne ein Bild meistens mit einem Strich und darauf folgt ein dynamischer Arbeitsprozess, währenddessen habe ich fortlaufend Fragen nach dem Material, der Form, der Farbe und dem Duktus. Daraus ergibt sich ein unendlicher Spielraum an Möglichkeiten. Mit Farbe kann man Licht, Tiefe, Dramaturgie und Erzählung erzeugen.Mich interessiert der Tiefenraum. Das erreiche ich meist durch Schichtungen, das Überlagern von verschiedenen Linien und Flächen zu einer komplexen Struktur. Einer Landschaft gleich, in die man hineintreten und durchschreiten kann.”  Sophia Schama

english

‚APRIL 24 – Paint  on wall, canvas and glass’Painting  for me is like a journey into the unknown.  It is not about a specific result for me. I usually start a painting with a stroke and a dynamic working process follows, during which I have ongoing questions about the material, the form, the color and the ductus. This results in an infinite range of possibilities. With color you can create light, depth, dramaturgy and narrative. I am interested in depth and I usually achieve this through layering, overlaying different lines and surfaces to create a complex structure. Like a landscape that you can step into and walk through.’ Sophia Schama

Window 142

“jedes Gehirn wird auf Dauer die Abbildung seiner Wohnung, wenn es nicht die Wohnung zu seinem,  Abbild macht ”  oder “Das titelstiftende  Dilemma kennt keine Erlösung und schafft unentwegt Material. Auch gut ! ” Raimund von Luckwald 2020/21
eine Installation aus mehreren Bildern ( je 160 x 210 cm, Eitempera, Blattsilber auf Holz)

Drei hochformatige Tafelbilder, die an der Stirnwand und den beiden Seitenwänden hängen, bestimmen den Raum. Das Bild an der Stirnseite zeigt eine figürliche Szene gemalt mit Eitempera auf einer blattversilberten Holztafel. Aus der Bildmitte strampelt ein Dreirad fahrendes Kind, rechts von ihm zielt eine Frau mit einem Gewehr auf einen Rahmen. Die beiden Bilder an den Seiten changieren in unterschiedlichen  Rosatönen, die das Leuchten des Silbers zusätzlich aufladen. Im Gegensatz zu dem silbernen  Bild, das etwas Drastisches andeutet,  tarnen sich die rosafarbenen Bilder in abstrakter Symbolik. Trotz ihrer unterschiedlichen Darstellungsform liegt allen drei Tafelbildern, ein erzählerischer Ansatz zu Grunde. Die Bandbreite der Rosetöne von Lieblichkeit  bis Aggression ist die Grundlage der Erzählung von Intimität und Vernichtung.

Der Künstler arbeitet bewusst mit Maltechniken, die die Stofflichkeit des Farbkörpers betonen.

Für Raimund von Luckwald entkommt nichts in der Kunst dem Erzählerischen – auch die Abstraktion nicht.

english

Three vertical panel paintings hanging on the front wall and the two side walls, dominate the room. The picture on the front wall shows a figurative scene painted with egg tempera on a leaf-silvered wooden panel. A child riding a tricycle pedals out of the center of the painting; to his right, a woman aims a rifle at a frame. The two images on the sides alternate in different shades of pink, further charging the glow of the silver. In contrast to the silver image, which suggests something drastic, the pink images camouflage themselves in abstract symbolism.

Despite their different forms of representation, all three panel paintings are based on a narrative approach. The range of pink tones from sweetness to aggression is the basis of the narrative of intimacy and annihilation.

The artist consciously works with painting techniques that emphasize the materiality of the body of color.

For Raimund von Luckwald, nothing in art escapes the narrative – not even abstraction.

Titel der Installation:every brain becomes the image of its dwelling in the long run, if it does not make the dwelling its image.

The title-giving dilemma knows no redemption and creates material incessantly. Also good! 

Window 141

QUARANTINE (2021/ Druck auf Textil) von Sabine Hornig

Nach ihren großen Glasarbeiten im öffentlichen Raum in New York und Sydney, die Urbanität und Architektur, unterschiedliche Perspektiven und damit auch politische Zustände für Passanten erfahrbar machen, hat die Berliner Künstlerin mit Quarantine aus der Erfahrung des gegenwärtigen Stillstands im Lockdown eine Arbeit für ihre Stadt entwickelt, die die Thematik der Vereinzelung aufnimmt und dementsprechend nur von außen durch das geschlossene Schaufenster zu sehen ist.

Die Gesamtfläche des erleuchteten Schaufenster-Raumes ist mit einem dunklen Vorhang verhängt, auf ihm sind unzählige helle Rechtecke und Quadrate zu sehen. Diese entpuppen sich beim Nähertreten als Fenster mehrerer Häuserfassaden, die in Berlin oder auch in jeder anderen Großstadt der Welt liegen könnten. Durch die vielen Fenster sind unterschiedlich hell beleuchtete Räume zu erkennen, in denen Menschen nebeneinander leben. Die schaufensterfüllende Ansicht der sich gleichzeitig in ihren Interieurs bewegenden Menschen formt ein Bild der individuellen und der kollektiven Erfahrung des Moments.

Seit Ende der 90er Jahre entwickelt Sabine Hornig eine eigene Form von Fotoarbeiten und Installationen, in denen sich Stadtlandschaft in den Raum hinein spiegelt.  Im Blick durch ein Laden- oder Schaufenster verdichten sich verschiedene Perspektiven der zeitlichen und räumlichen Ebenen zu einem Raum, der philosophische und zeitgeschichtliche Fragen eröffnet.

 Sabine Hornig‘s works reflect urban space into interior spaces. Following her large glass works in public spaces in New York and Sydney, which make different perspektives of urbanity and architecture with their political conditions tangible for passers-by, the Berlin artist developed the work Quarantine. Drawing from the current experience of standstill in lockdown, the work for her home city takes up the theme of isolation, that accordingly can only be seen from outside, through the closed shop window.

The entire surface of the illuminated shopfront interior of Berlin-Weekly is covered with a dark curtain, through the many small windows, rooms with varying degrees of brightness can be seen in which people live next door to each other. The window-filling view of people simultaneously moving in their rooms, and their interior spaces forms an image of the individual and collective experience of the moment.experience of the moment. 

Window 140

IN BETWEEN – eine Raumcollage von Isabelle Borges, 2020

Die in Berlin lebende brasilianische Künstlerin Isabella Bogens schafft in dem Berlin-Weekly Schaufensterraum eine ortsspezifische raumfüllende Collage aus verschiedenen Elementen. Fotofragmente aus der Natur und Typographien aus Zeitungen werden mit geometrischen Formen  komponiert, die durch den Negativraum aus diesen Bildern inspiriert sind.  Ein gefaltetes Objekt setzt sich aus der Wandcollage weiter in den Raum fort.  Dabei übersetzt die Künstlerin das Motiv ihrer Bilder in das 3-Dimensionale, um einen Gesamtraum zu schaffen, der die Architektur im Innen- und Außenraum aktiv einbezieht. Der Künstlerin geht es dabei um den Raum hinter dem Raum, um Leerstellen, Schichtungen und Zwischenräume als Prinzip der Raumbildung – in der Architektur wie auch in der Natur. 

For the Berlin-Weekly window space Isabelle Borges creates a site-specific collage of various elements. Photo fragments from nature and typographies from newspapers are composed with geometric shapes that are inspired by the negative space from these images. A folded object continues from the wall collage into the room. The artist translates the motif of her pictures into the 3-dimensional in order to create an overall space that actively includes the architecture in the interior and exterior.
The artist is concerned with the space behind the space, with empty spaces, layers and spaces as a principle of spatial formation – in architecture as well as in nature. This interrelationship between complexity and simplicity demands, among other things, an openness to all artistic media and the use of very different materials.

Window 139

New Nature Vitrines

Participating Artists: Doireann O’Malley, ( photo above videostill from NEW MAPS OF HYPERSPACE_TEST_01),  Lisa Jackson, Harun Farocki, Doireann O’Malley, Suzanne Kite, Lisa Rave, Florian Fischer + Johannes Krell, Colectivo Los Ingrávidos, Sasha Litvintseva + Beny Wagner, Ladan Siad + Aljumaine Gayle, Jenna Sutela, Emily Vey Duke + Cooper Battersby und Joan Jonas

New Nature Vitrines is an exploration of all that lies – unknowably, irreverently, monstrously – beyond the human notion of “nature”. The series assembles audiovisual and sound works by contemporary artists, filmmakers, technologists, and scientists, foregrounding stories and scales that interrogate the inherent anthropocentrism of images, often by riffing on the codes and conventions of nature films, or subverting them altogether. The artists, based in Germany, Canada, Mexico, and the United States, propose intricate soundscapes, airborne and microscopic perspectives, images imprinted by lichen, dirt, fur, and bacteria. Their works excavate complex biological, interspecies, and computational systems, all in a constant state of becoming, flickering with realities beyond our consciousness and invoking idiosyncratic reinventions of our relationship to the natural world. The works will be presented in the vitrines of exhibition spaces in three different Berlin neighborhoods – Berlin Weekly (Mitte), feldfuenf (Kreuzberg), and goeben berlin (Schöneberg) – and at the Goethe Institut Montreal from November 16 until Dec 6, 2020. Their placement in windows across the city diverts the restrictions of our COVID times to present decentralised and unexpected, emotional and visceral encounters with nature, springing forth from the quotidian facades of our cities. Berlin Weekly – November 16-22 , feldfünf – November 23-29, Goeben – November 30 – December 6.

The public will be able to watch the works from the outside. Certain venues will provide the option of entering the exhibition space to take a closer look, experience the soundscapes in situ,  (and engage with additional installations presented alongside the video works on loop). Stereo sync audio will also be made accessible through the visitor’s smartphones.

New Nature Vitrines is a programme by the Goethe-Institut Montreal, curated by Samara Chadwick and Sandra Teitge, and produced by Retune – Creative Technology Platform.
New Nature is a series of encounters over the course of 2020 between contemporary artists, filmmakers, immersive and VR creators, technologists, and climate scientists from Canada, Germany, Mexico and the US. The project is an initiative by the Goethe-Institut Montreal, realized with the support of the Federal Foreign Office of Germany, in partnership with the National Film Board of Canada, Centre Phi, Milieux Institute at Concordia University, Museum of the Moving Image, Massive Science, XR HUB Bavaria, UnionDocs Center for Documentary Art and Retune – Creative Technology Platform.

Window 138

MIND SO FAST – BODY SO SLOW by Lukas Troberg, 2020

Die kinetische Wandskulptur ‚ROTATION (ANGST)‘ besteht aus einem an ein Aluminiumgerüst montierten übergroßen schwarzen Schriftzug, der, scheinbar fehlerhaft installiert, schräg, aus dem Lot geraten scheint.
Doch was sich auf den ersten Blick als unglückliche, aus den Fugen geratene Hängung einer zum in ein und der selben Position Verharren bestimmten Konstruktion ausnimmt, stellt sich im Gegenteil als Bewegung heraus, nämlich als schwerfällige, mechanische, äußerst langsame Rotation um die eigene Mittelachse; so langsam, dass sie für Betrachtende kaum wahrzunehmen ist.
Genau eine Umdrehung vollzieht das Wort in 24 Stunden, also in der gleichen Zeit, welche die Erde für eine solche benötigt. So findet man je nach Tageszeit den Schriftzug entweder gerade oder mal weniger, mal mehr schief oder gar auf dem Kopf stehend vor.
Diese Bewegung in Anspielung auf die Erdrotation wirft die Frage auf, ob der Begriff sich selbst um die eigene Achse oder der Rest der Welt sich um diesen dreht. Existierende Bezugssysteme werden verschoben, umgekehrt, auf den Kopf gestellt.

englisch

The kinetic wall sculpture ‚ROTATION (ANGST)‘ consists of an oversized black lettering mounted on an aluminium frame, which, apparently incorrectly installed, seems to be out of balance.
But what at first glance appears to be an unfortunate, out-of-joint suspension of a construction intended to remain in one and the same position turns out to be a movement, namely a cumbersome, mechanical, extremely slow rotation around its own central axis; so slow that it is hardly perceptible to the viewer.
The word completes exactly one full rotation in 24 hours, the same time it takes the earth to make one. Thus, depending on the time of day, one finds the writing either straight or sometimes less, sometimes more crooked or even upside down. This motion raises the question of the lettering itself rotating around its own centerline or the rest of the world doing so around it. It’s a shift, a reversion of existing paradigms, turning them upside down.

Window 137

„die andere Seite“ (the other side) – an Installation by Andrea Pichl, 2020

In ihrer Installation „die andere Seite“ bezieht sich Andrea Pichl visuell auf diesen Titel, indem sie Außenraummobiliar in den engen Schaufensterraum in Berlin Mitte bringt – einem Stadtteil, der einem rasanten sozioökonomischen und soziokulturellen Strukturwandel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftiger Eigentümer und Mieter unterliegt.

 „Die andere Seite“ ist aber auch ein phantastischer Roman von Alfred Kubin von 1909. In ihm wird die Reise in ein totalitäres Traumreich geschildert, in dem sich ein apokalyptischer Kampf anbahnt. Zentrales Thema ist die Erkenntnis von der Dualität der Welt und der Zusammengehörigkeit der Gegensätze, wobei sich herausstellt, dass das eine vom anderen nicht zu unterscheiden noch zu trennen ist. „Die andere Seite“ ist eine Satire auf den Kapitalismus – ein Kampf der Systeme zwischen Dekadenz und Diktatur.

 Im Zentrum der raumfüllenden Installation von Andrea Pichl steht der diffuse Begriff Angst. Daraus ergeben sich weitere, sich gegenseitig bedingende Begriffspaare mit sozialem Bezug. Angst verstärkt das Bestreben nach Sicherheit, Angst erzeugt strategisches Handeln, führt zum Ausschluss, zur Abgrenzung, erhöht das Bedürfnis nach Kontrolle.

Die Begriffspaare: Angst – exponentiell, Ausschluss – strategisch, Sicherheit – kollateral sind in goldenen und silbernen Lettern in den Logoschriften Porsche, Ferrari und Jaguar auf die schwarzen Markisen gebracht, sie markieren die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Umfeld und stehen für entsprechende Klassifizierungsmerkmale.

englisch

In her installation „the other side“ Andrea Pichl visually refers to this title by bringing outdoor furniture into the narrow shop window in Berlin Mitte – a district that is undergoing rapid socio-economic and socio-cultural structural changes by increasing its attractiveness in favour of solvent owners and tenants.

But „the other side“ is also a fantastic novel by Alfred Kubin from 1909, which describes the journey into a totalitarian dream realm in which an apocalyptic struggle is looming. The central theme is the recognition of the duality of the world and the togetherness of opposites, whereby it turns out that the one cannot be distinguished from the other nor can it be separated. „The other side“ is a satire on capitalism – a struggle of systems between decadence and dictatorship.

At the center of Andrea Pichl’s room-filling installation is the diffuse term fear. This results in further, mutually dependent pairs of terms with a social reference. Fear strengthens the desire for security, fear generates strategic action, leads to exclusion, to demarcation, increases the need for control.

The pairs of terms: fear – exponential, exclusion – strategic, security – collateral are written in gold and silver letters in the Porsche, Ferrari and Jaguar logo lettering on the black awnings and mark the affiliation to a certain social environment and stand for corresponding classification features.

Window 136

HEAD SQUATTERS by Heike Hamann

Ungelöste Gedanken im Kopf nehmen in bronzefarbenen Ton Gestalt an und machen sich auf gebrauchten Möbeln breit. Sie hocken auf Stühlen, saugen sich fest, bleiben im Regal hängen und leiten sich selber ab. Die Dreidimensionalität und Farbigkeit des Ensembles zieht sich auf dem davor gespannten transparenten Stoff zu einer Umrisszeichnung zusammen, denn die  Rückwand wird stark beleuchtet. So verlieren die Objekte ihre Materialität und Schwere. 
Heike Hamanns Interesse gilt der Untersuchung von Wahrnehmungen, sowie zwischenmenschlichen Projektions- und Kommunikationssystemen. In wieweit lässt sich dieses stark ineinander vernetzte, verwickelte Konglomerat visualisieren? Zu den plastischen, malerischen, partizipartorischen Installationen baut die Künstlerin begehbare, fahrbare Camera obscurae und inszeniert Performances.

englisch

Unresolved thoughts in the head take shape in bronze clay and spread out on used furniture. They squat on chairs, suck themselves tight, get stuck in shelves and unload themselves. The three-dimensionality and colourfulness of the ensemble contracts on the transparent fabric that is stretched in front of the installation. They form an outline drawing, because the back wall is illuminated. The objects lose their materiality and weight. 
Heike Hamann is interested in the investigation of perceptions as well as in interpersonal projection and communication systems. To what extent can this strongly interwoven conglomerate be visualized? In addition to the sculptural, painterly and participatory installations, the artist builds walk-in, mobile Camera obscurae and stages performances.

Window 135

Fragments of the Future 2020 by Ulrike Mohr

Ausgangspunkt für Ulrike Mohrs Arbeiten ist neben dem Werkstoff der Kohle immer auch dessen Herkunftsort, dessen Kontextbildung und der Produktionsprozess in seiner zeitlichen Dimension. In ihren Installationen schweben geköhlerte Äste aus brachliegenden Schrebergärten, fragmentierte Bäume oder Treibholz aus dem Meer, zu schwarmähnlichen Formen verdichtet, frei im Raum und bilden in ihm eine schwarze Raumzeichnung – chaotisch und gerichtet zugleich. Durch den Transformationsprozess des Köhlerns haben die Äste ihre ursprüngliche Farbgebung verloren, die Form bleibt erhalten und für immer konserviert. Durch das Eintauchen in die räumliche Tiefe ihrer Raumzeichnungen löst die Künstlerin die Grenzen zwischen Material, Raum und Zeit zunehmend auf und schafft so andere Interpretations- und Erfahrungsräume. 

englisch

The starting point for Ulrike Mohr’s works is not only the material of carbon, but also its place of origin, its contextualization and the production process in its temporal dimension. In her installations, carbonized branches from abandoned allotments, fragmented trees or driftwood from the sea, compressed into swarm-like forms, float freely in space and form a black spatial drawing – chaotic and directed at the same time. Through the transformation process of carbonization, the branches have lost their original colouring, the form remains and is preserved forever. By immersing in the spatial depth of her spatial drawings, the artist increasingly dissolves the boundaries between material, space and time, thus creating other spaces for interpretation and experience. 

Window 134

TTN-20 — an installation by Andrea Familari, 2020

TTN-20 is a time- and site- specific work based on an investigation of global data gathered during the pandemic spread of COVID-19.

Conceived as an extension and reiteration of the Tribute to the Noise series — a journey through generative video noise behaviour — the igniting element for the chaotic change in TTN-20 is based on crucial parameter correlations that provoke new ways of questioning reality. Analyzing data collected over a 3 month period commencing 8 March 2020 and transposed via a holographic LED-Fan, TTN-20 presents daily visualizations processed by an original computer-programming script written by Familari for this exhibition.
TTN-20 constitutes a move towards a different understanding of the interrelations between subjects and the events that influence them, when decision-making processes become defined by incidental combinations of objective and subjective factors.

Unceasingly merging and blending colour-coded representations of various datasets related to the pandemic spread of COVID-19, such as, virus mortality rate, number of confirmed cases, recovered subjects, corresponding CO2 levels, PM2.5 measurements and the earth’s natural oscillations, TTN-20 explores the concept of ‘randomity’ in a moment of planetary change, drawing out a dialectic between a persistent state of becoming and invisible political bodies.

Andrea Familari (1987, Italy) is a multimedia artist based in Berlin whose research derives from the investigation on generative processes, analysed through the lens of noise and expressed via different media: video screenings, interactive installations and prints.

deutsch

TTN-20 ist eine zeit- und ortsspezifische Arbeit, die auf einer Untersuchung globaler Daten basiert, die während der pandemischen Ausbreitung von COVID-19 gesammelt wurden.
Konzipiert als eine Erweiterung und Wiederholung der Reihe Tribute to the Noise – eine Reise durch das generative Videorauschverhalten – basiert das zündende Element für die chaotische Veränderung in TTN-20 auf entscheidenden Parameterkorrelationen, die neue Wege provozieren, die Realität in Frage zu stellen.
TTN-20 analysiert Daten, die über einen Zeitraum von drei Monaten ab dem 8. März 2020 gesammelt und über einen holografischen LED-Lüfter übertragen wurden. TTN-20 präsentiert tägliche Visualisierungen, die von einem Original-Computerprogrammier-Skript verarbeitet wurden, das von Familari für diese Ausstellung geschrieben wurde.
TTN-20 stellt einen Schritt in Richtung eines anderen Verständnisses der Wechselbeziehungen zwischen Subjekten und den Ereignissen, die sie beeinflussen, dar, wenn Entscheidungsprozesse durch zufällige Kombinationen objektiver und subjektiver Faktoren definiert werden.
TTN-20 untersucht das Konzept der „Zufälligkeit“ in einem Moment des planetarischen Wandels und zeichnet eine Dialektik zwischen einem andauernden Zustand des Werdens und unsichtbaren politischen Körpern, indem es unaufhörlich farbkodierte Darstellungen verschiedener Datensätze im Zusammenhang mit der pandemischen Ausbreitung von COVID-19 zusammenführt und vermischt, wie z.B. die Virussterblichkeitsrate, die Anzahl der bestätigten Fälle, die geheilten Probanden, die entsprechenden CO2-Werte, die PM2,5-Messungen und die natürlichen Schwingungen der Erde.

Window 133

PORTRAIT OF AN OPENING von Sabine Groß

Der Fußboden einer Galerie ist das sichere Fundament, auf welchem die Choreografie kultureller Operationen – wie zum Beispiel eine Vernissage – in anmutiger Selbstverständlichkeit ihren Aufführungsort hat. Eigentlich sind es aber nur einige wenige Zentimeter, die diese Ordnung von etwas Größerem und Unbeherrschbarem trennen. PORTRAIT OF AN OPENING ist eine Art Diorama, welches – ausgelöst durch einen potenziellen Erdrutsch – die kulturelle Oberwelt und die urgeschichtliche Unterwelt in einem illusionären Bild zeigt.

Sabine Groß interessiert sich in ihrer künstlerischen Arbeit für die Verhältnisse und Rahmenbedingungen, in denen Kunst entsteht und verhandelt wird. Die Frage nach Wert und Nachhaltigkeit des Kunstwerks an sich ist für sie zentral. Sie nutzt Zitate und Bezüge aus Kunstbetrieb und Kunstgeschichte und bearbeitet sie mit Stilmitteln aus Archäologie, Natur- und Erdgeschichte so, dass sie den  vom Kunstmarkt initiierten, unnötig überhöhtem Kunstbegriff  relativiert.

engl. 

The floor of a gallery is the secure foundation on which the choreography of cultural operations – such as a vernissage, for example – is gracefully and naturally performed. But actually it is only a few centimetres that separate this order from something larger and uncontrollable. PORTRAIT OF AN OPENING is a kind of diorama, which – triggered by a potential landslide – shows the cultural Upper- world and the prehistoric Underworld in an illusionary picture.

In her artistic work, Sabine Groß is interested in the conditions and framework in which art is created and negotiated. The question of value and sustainability of the artwork itself is central to her work. She uses quotations and references from the art business and art history and works on them with stylistic devices from archaeology, natural history and earth history in such a way that she relativizes the unnecessarily exaggerated concept of art initiated by the art market.

Window 132

„Making bad on history or drawing blood from the same old stone” von Dagmara Genda

Die Zeichnung der klassischen Skulptur bildet seit der Formalisierung der Akademien die Grundlage der Kunstausbildung. Dadurch entwickelte sich eine Rückkoppelungsschleife, die die skulpturale Tradition prägte und die Proportionen der Körper und ihr Gestenrepertoire im Laufe der Zeit subtil verzerrte. 

Daraus entstand schließlich der Barock mit seinen geschwollenen Draperien, den klaffenden Mündern und der Vielzahl der greifenden Hände. In ihren jüngsten Arbeiten nimmt Dagmara Genda barocke Gartenskulpturen als Grundlage für ihre Zeichnungen und rückt so die Geschichte durch eine weitere verzerrende Linse in den Mittelpunkt. Aus den fließenden Linien bluten griechische Götter zu Comic-Superhelden, ihre Idealkörper nicht weit entfernt von den heutigen Fitness-Selfies, und die Göttinnen aus der Zeit vor unserer gemeinsamen Epoche haben sich zu schmierig leuchtenden Instagram-Königinnen gemausert. Durch ihre Arbeit deutet Genda eine bestimmte Vorstellung von Geschichte an: je mehr wir sie neu darstellen, desto treuer folgen wir ihrem gewundenen Weg.

In Ihrer Installation im Berlin-weekly Fenster vergrößert und transformiert Dagmar Genda ihre Tusch-Zeichnungen in eine raumfüllende 3 dimensionale Raumzeichnung.

engl. 

Drawing from classical sculpture has formed the basis of art education ever since the formalisation of academies. This in turn generated a feedback loop whose echoes reshaped sculptural tradition, subtly contorting the proportions of bodies and their repertoire of gesture over time. Eventually this birthed the Baroque, with its swollen drapery, gaping mouths, and its multitude of grasping hands. Baroque garden sculpture forms the basis of Dagmara Genda’s recent drawings, thus refocusing history through another distorting lens. Inky lines bleed Greek gods into comic super heroes, their ideal bodies not far removed from today’s gym selfies, and the goddesses from before our common era have swelled into lubriciously lit Instagram queens. Perhaps the more we “make bad on history,” the truer we are to its meandering path.

In her installation at Berlin-weekly Dagmar Genda enlarges and transforms her ink drawings into a large 3-dimensional spatial drawing.

Window 131

Struktur und Chaos, 2019 (für eine transhistorische Erzählung der Moderne) – eine Installation von Virginie Mossé.
mit freundlicher Unterstützung der ArsVersa Kunststiftung www.arsversa.de

In Zusammenarbeit mit 2 Fotografen aus der Bretagne, Mathieu Rivrin und Jean Guichard, die während der Stürme Fionn im Jahr 2018 und Ruzica im Jahr 2016 Hubschrauberaufnahmen des Atlantiks in Finistere (Fr) bei Nividic gemacht haben

Wenn die Realität über die Fiktion hinausgeht … Drei große ozeanische Sturmwellen, die auf Plexiglasplatten gedruckt sind, werden von alten gedrehten Treppengeländersprossen gegen die Wand abgestützt. Es werden sowohl Gefühle der drohenden Gefahr und des Untergangs erweckt, als auch die Illusion unserer Kontrolle zerstört.

Die Künstlerin zeigt damit auch die Kraft der Naturgewalt über unsere Zivilisation, welche durch die im 19. Jahrhundert, dem Beginn der Industrialisierung, in Serie gefertigten gedrehten Treppengeländer symbolisiert wird

Ein Gefühl der Gefahr des Untertauchens, oder der Utopie der Kontrolle – der Showdown von Natur und Kultur, auf ihrem Höhepunkt.

Das archetypische Thema der Welle geht auf die Ursprünge der Menschheit zurück und bezieht sich heute auf zeitgenössische Themen wie den Klimawandel.

In collaboration with 2 photographers from Brittany, Mathieu Rivrin and Jean Guichard, who took helicopter shots of the Atlantic at Finistere (Fr) around Nividic, during the tempests Fionn in 2018 and Ruzica in 2016.

When reality goes beyond fiction … three large oceanic storm waves, printed on plexiglass panes, are supported on the wall by old turned stair rails. Feelings of impended danger and downfall are suggested, as well as the illusion of our control reaching its limits. The artist also shows the power of natural force over our civilization, which is symbolized by the turned stair rails that were manufactured in series in the 19th century, the beginning of industrialization.

Window 130

IAMTHEWINDOWDANCER  von Jérôme Chazeix, 2019 (Grosse digitale Collage-Tapete, Seidentücher, Videoloop)

Mit diebischer Freude schleudert, puzzelt und appropriiert Jerome Chazeix, reißt Versatzstücke aus verschiedenen Kontexten und verarbeitet sie in neuen Verknüpfungszusammenhängen für sein fiktives Label Zeix Berlin. Es ergibt einen popistischen Mix, der hochgradig additiv und kombinatorisch ist, und hinterfragt unseren Zugang zur visuellen Kultur in unserem von der digitalen Bilderflut bestimmten Zeitalter.

Seit fast 20 Jahren inszeniert Chazeix sein fiktives Label Zeix Berlin in Form boutique-ähnlichen Installationen als Gesamtkunstwerk. Zeix macht sich Elemente unserer Konsumgesellschaft zu eigen und thematisiert Trends, Massenmedien, Mode, Popkultur, etc..  Die Tapeten sind Collage von Schönheitselementen aus verschiedene Kulturen, als Fetischobjekte und untersuchen die Code von Schönheit zu unterschiedliche Epoche. 

Die Installation  IAMTHEWINDOWDANCER wird auch am 4.12. die Location sein für den Book Launch seiner neuen Publikation: INSZENIERUNGEN MIT MUSIK, KOSTÜMEN UND PARTIZIPATION 2012-2019, erschienen bei Revolver Verlag.

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STACK von Ina Weber 2019 ( Hausrat, Alltagsgegenstände, Studiomaterial, Keramiken, Kunstobjekte)

Stapeln ist eine der einfachsten Methoden, Dinge miteinander zu verbinden, nur durch Eigengewicht und Schwerkraft. Ina Webers Stapel im Berlin Weekly dekonstruiert und präsentiert bestehende Arbeiten neu. Kombinert mit ausrangiertem Hausrat und Materialien aus ihrem Atelier entsteht sich ein heikles Provisorium, in dem Artefakt und Gebrauchsgegenstand nicht immer auseinander zu halten sind.

Stacking is one of the easiest ways to connect things, just by weight and gravity. Ina Weber’s Stack in the  Berlin -Weekly window deconstructs and presents existing works in a new way. Combined with discarded household items and materials from her studio, a delicate provisional emerges in which the artifacts and the everyday objects can not always be distinguished.



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INTECTA – Programm kompletter Wohnraumgestaltung von Inken Reinert, 2019 (Material: DDR Schrankwand)

Inken Reinert baut raumgreifende Installationen aus Möbeln, die noch in der DDR produziert wurden.
Die Arbeiten entwickelt sie in einem Prozess des Agierens innerhalb der von Raum und Kontext vorgegebenen Parameter und lotet dabei die Möglichkeiten von Material und Ort aus.
Bei ihrer Arbeit für Berlin Weekly orientiert sich die Künstlerin an den Maßen des schmalen, hohen Raumes, der aus einer ehemaligen Tordurchfahrt entstanden ist. 

Inken Reinert builds expansive installations of furniture that were still produced in the GDR.
She develops her installations in a process of acting within the given parameters of space and context, exploring the possibilities of material and space.
In her work for Berlin Weekly, the artist follows the dimensions of the narrow, high-ceilinged space that emerged from a former gateway.



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FLAWLESS FLOWS by Yala Juchmann, 2019

»So remember the liquid ground. And taste the saliva in your mouth also-notice her familiar presence during your silence, how she is forgotten when you speak. Or again: how you stop speaking when you drink. And how necessary all of that is for you! These fluids softly mark the time. And there is no need to knock, just listen to hear the music. With very small ears.« Luce Irigaray: Marine Lover of Friedrich Nietzsche

Der Körper als poröse Struktur und potentielle Geste der Selbstermächtigung ist Grundlage der Fotografie »In Stages_pss«. In der  Installation im Berlin-Weekly Schaufenster rollt diese Fotografie als formales Element in den Raum und funktioniert als Passepartout einer weiteren Bildfläche. Die Ebenen sind Passagen und oszillieren zwischen Innen und Aussen. 


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‚pace’ by Wolfgang Flad, 2019
(metal rods, wood, Papiermaché)

Die Installation ‚pace’ zeigt  eine scheinbar schwebende organischen Struktur, deren knochige, verschlungene Linienführung Assoziationen an ein prähistorisches Skelett oder an visualierte Schallwellen oder Luftströme hervorruft. Es könnte sich dabei auch um eine Szene aus einem Siencefictionfilm handeln. Demgegenüber ist eine streng lineare grafische Struktur gestellt, welche auf eine genaue Messbarkeit gleich eines räumlichen Diagramms deutet.
Wolfgang Flads Skulpturen beschäftigen sich mit Raum und Bewegung, mit Gegensätzen, die sich kommentieren oder ergänzen. Gleichzeitig folgen sie der Logik von Materialkreisläufen wie dem Upcycling. 

The installation ‚pace‘ shows a seemingly floating organic structure whose bony, intricate lines evoke associations with a prehistoric skeleton or visualized sound waves or air currents. It could also be a scene from a Science Fiction movie. In contrast a strictly linear graphical structure is provided which indicates an exact measurability equal to a spatial diagram.
Wolfgang Flad’s sculptures deal with space and movement, with opposites that comment or complement each other. At the same time they follow the logic of material cycles such as upcycling.


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BLISTER, Installation von Carolin Seeliger und Lee Stevens, 2019

Zelte als architektonisch kleinstmöglicher privater Raum und Camping als Symbol für Freiheit und Unangepasstheit erscheinen gegenüber den mit Fotos von schlanken Bikini-Models und Slogans aus der Werbung bedruckten Zelten von Caroline Seelinger, anachronistisch. Mit dem Kapitalismus sei der menschliche Körper “vergesellschaftet” worden, sagt der Philosoph Michel Foucault, zunächst “in seiner Funktion als Produktiv- oder Arbeitskraft“ Heute  verbindet man Schlankheit  mit Schönheit, aber auch mit Disziplin, und Leistungsbereitschaft . Ausgerechnet im Zeitalter des Individualismus, arbeiten alle an ein und derselben Selbstoptimierung, am Erreichen und Einhalten eines weltweit gültigen Schönheitsideals. 

In der Renaissance standen schmale Hände und Körperglieder für Feinheit und Noblesse, jedoch entsprachen  weibliche Körperrundungen durchaus dem Schönheitsideal, denn ein zu dünner Körper verwies eher auf eine arme Herkunft. Die aus Salzteig gebackenen schmalen, zerbrechlichen Hände  der Künstlerin  Lee Stevens  sind  zum einen Sandro Botticellis Bild „Primavera“  entommen – ein verführerisches Getümmel im Orangenhain, überflutet von Blumen und feinen Stoffen an schönen meist göttlichen Körpern. Eine Allegorie gemalt für einen wohlhabenden Geldgeber. Zum anderen galt eine Fotoserie von Caroline Seeliger  zur Vorlage, auf der man Hände sieht, mit den typischen Gesten  eines Handy Benutzers. Salzteig ist ein bescheidenes, vergängliches Material, verortet im häuslichen Raum er wird geformt von arbeitenden und kümmernden Händen.  Allein die  haptische Tätigkeit des Herstellens an sich erfüllt bereits ihren Zweck. Und  bietet dabei auch eine Abkehr vom Alltag, einen Ort der Ruhe an. Auch diese Handarbeiten sind ein Anachronismus zu den Gesten der Hände, die einzig auf das Bedienen eines Mobiltelefons verweisen.


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’SHIFT’von Susanne Pittroff

Mit wenigen Eingriffen verändert sich der Raum. Immer wieder wandeln sich im Vorbeigehen Aus- und Einblicke. Verschiedene Raumebenen und Ausschnitte verschieben sich in den Reflexionen einer spiegelnden Folie und werden zum Zeichen. Seit knapp zwei Jahrzehnten widmet sich Susanne Pittroff der Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Werke präsentieren sich als permanente Objekte oder als temporäre Installationen. Ihre minimalistischen assoziativen Installationen arbeiten mit der Beziehung des Menschen zum Raum – die Interaktion mit dem Betrachter vorausgesetzt. Sie nutzt bewusst Zeichen der Schriftsprache, stellt diese jedoch in einen neuen Kontext. Dieses Spiel mit den uns vertrauten Codierungen, Piktogrammen, Markierungen in neuem Umfeld hinterfragt, bricht und provoziert – kann aber auch neue Perspektiven und Räume schaffen und zu ungewohnten visuellen, körperlichen, räumlichen oder sozialen Erfahrungen führen.

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ACCOMPLICES von Wieland Schönfelder
2019 (3D Drucke, Stahl, Plexiglas, Laserprints, LED Panel)

In der Installation THE ACCOMPLICES versucht Wieland Schönfelder zu ergründen wie die Wirklichkeit durch eine Ansammlung fiktiver Einzelteile und Erzählungen konstruiert wird. Seine multimediale Installation besteht aus 3D-gedruckten, skulpturalen Mini-Szenen und großformatigen Wandtapeten mit digital konstruierten Landschaften, die wie szenische Hintergründe oder Bühnenmalerei erscheinen. Seine haptische Umsetzung einer virtuellen fiktiven Bilderwelt zeigt das narrative Potential von Skulptur und Installation. Ausgehend von einer simplen, einleitenden Geschichte über einen Müller und seinen Gehilfen, die unfreiwillig aus dem Dienst des Müllers entlassen und von nun an ihrer Autonomie überlassen sind, zielt seine Arbeit dahin, eine fiktive Welt zu behaupten, die dicht genug ist um als konsistent erfahren zu werden.  

Sobald eine imaginäre Vorstellungswelt in eine virtuelle Welt übersetzt wird, die es den Individuen erlaubt sich darin zu bewegen und sie mit dem tatsächlichen Leben in Verbindung bringt, wird der wird der ontologische Status sowohl jener virtuellen Welt, als auch der tatsächlichen Welt in ihrer Funktion und Natur offenbar. Beide Räume bedingen und überschneiden sich derart, dass die Existenz als eine Ansammlung kontingenter und provisorischer Erzählungen begriffen werden muss.

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FAUXFUR von Peter Klare
2018 ( Kunstfell, Acrylfarbe, Holz) www.peterklare.com

‚Peter Klares Werke aus den letzten zwei Jahren sind so widerborstig und gleichzeitig so schmeichelnd wie Fell es sein kann. Den Erwartungen an Oberfläche, Form, Haptik und Wertigkeiten werden optische Irritation und taktile Empfindungen paradoxer Objekte entgegengesetzt, die fremdartig und doch vertraulich erscheinen.’  Cora Waschke

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‚Beziehungen bei Flächendeformation’ von Pätzug / Hertweck
(Spiegel, Hängelampe, Stoffvorhang, iphone, Beamer, motorisierte mechanische Aufhängung) www.paetzughertweck.de

In gewohnter Manier beschäftigen sich Pätzug / Hertweck im Berlin-Weekly Schaufenster mit dem Netzwerk aus Beziehungen, in die der Betrachter
verwickelt wird. Gemeinsam mit dem Passanten beobachten sie die Verstrickungen, die nie endenden Bewegungen und die sich permanent
verändernden Konstellationen zwischen Menschen und ihrer Umwelt.
„Im Zusammenhang muss man sich die Existenzbedingungen des Schaufensters als eine besondere Art des Fensters vergegenwärtigen: 
Es setzt sich aus drei verschiedenen Ebenen zusammen: der Auslage, der Scheibe und dem Betrachterraum. Als Ganzes interagiert es mit seiner Umwelt auf verschiedene Weise: mit dem Betrachter, der auch immer selbst mit ins Bild kommt, mit anderen Fenstern, mit dem Geschehen der Stadt insgesamt. Das Schaufenster schafft Atmosphären: durch sich und über sich hinaus.“  Autor: Rüdiger Zill

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‚Silent Bells’ von Jerry Kowalsky
2018, (Keramik, Holz) http://www.jerrykowalsky.com

Ausschlaggebende Inspiration für die Installation “Silent Bells” war eine Szene aus dem klassischen Western-Film “Spiel mir das Lied vom Tod”, in dem eine alte Kirchenglocke mit ihrem Glockenschlag im Mittelpunkt steht. Die Szene spiegelt einen Zustand der Lähmung wieder, in dem der Zuschauer ein drohendes Unheil kommen sieht, aber passiv völlig starr verharrt und nicht eingreift.
“Silent Bells” untersucht das Spannungsfeld von Stille und Sprache, von Handeln und Zuschauen in Zeiten der Unruhe.
Jerry Kowalsky ist bekannt für seine absurden Figuren und überdimensionalen Objekte, deren Themen sich auf alltägliche menschliche Angelegenheiten und Eigenschaften richten.  Gewalt und Konflikte sind ebenfalls ein wichtiges Thema in dem Werk des Künstlers und verweisen auf sein Interesse an der Entwicklung unseres sozialen Verhaltens. Angeregt durch historische Ereignisse wie „Ikonoklasmus“ untersucht Kowalsky wie die Menschheit ihren eigenen Verlauf beeinflusst, zerstört und wieder aufbaut – und scheint sich zu fragen, ob der Kurs veränderbar ist.
Obwohl Kowalsky vor Allem für seine Skulpturen aus Karton bekannt ist, ist Ton für ihn kein fremdes Material: an der Kunstakademie studierte er Bildhauerei mit Schwerpunkt Keramik. Jetzt zeigt Kowalsky mit “Silent Bells” seine erst keramische Arbeit seit 10 Jahren.

The key inspiration for the installation „Silent Bells“ was a scene from the classic western film ‚Once upon a Time in the West’, in which an old church bell and its chime stands in the center. The scene reflects a state of paralysis in which the onlooker feels the potential of a threatening desaster coming, but is petrified and does not intervene.
„Silent Bells“ examines the tension between silence and language, action and watching in times of unrest.
Jerry Kowalsky is best known for his absurd figures and oversized objects made of cardboard whose issues focus on everyday human affairs and attributes.  Violence and conflicts are also an important theme in his work and refer to  his interest in the development of human social behavior. Inspired by historical events such as „Iconoclasm“, Kowalsky explores how mankind is influencing, destroying and rebuilding its own course – and he seems to be wondering if the course is changeable.
Although working mostly with cardboard, clay is not a foreign material to Kowalski: he studied sculpture at the Academy of Arts with a focus on ceramics. „Silent Bells“ is his first ceramic work in 10 years.

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“Apparition” von Vanessa Enríquez 
(alte Video-Magnetbänder) http://vanessaenriquez.net

Vanessa Enríquez Raumzeichnungen mit Magnetband sind Versuche, Wahrnehmung zu verstehen. In ihrer Installation “Apparition” (Erscheinung) schneiden sich zwei Felder alternierender Linien in der Mitte des Schaufensterraums und erzeugen ein Interferenzmuster. Ein vierzackiger Stern wird enthüllt, wenn der Betrachter in einer bestimmten Position steht und verschwindet, wenn er den Standort wechselt. Bei frontaler Sicht sieht man ein „X“, das für das Unbekannte, Unerklärbare oder Unmessbare steht.

Vanessa Enríquez’s drawings with magnetic tape explore perception and consciousness. In her installation “Apparition” two fields of alternating lines intersect at the middle of the main space creating an interference pattern. Observing the work from a specific location reveals a four-pointed star that disappears when one walks past the gallery. A plan view reveals an “X” that stands for the unknown, unexplainable or unmeasurable.

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‚Colette‘ by Sonya Schönberger 
(Material: zerbrochenes Geschirr aus Porzellan und Keramik aus der ehemaligen DDR, Gips)
 
Die Installation ‚Colette’ von Sonya Schönberger thematisiert die  zum Teil qualitativ hochwertigen Hinterlassenschaften der DDR. Viele dieser Gebrauchsgegenstände  wurden nach dem Fall der Mauer durch als modern erachtete Westprodukte ausgetauscht, wodurch ihnen  Minderwertigkeit und Wertlosigkeit zugeschrieben wurden.  

The installation ‚Colette‘ by Sonya Schönberger addresses the sometimes high-quality everyday items of the GDR. After the fall of the wall many of these commodities were replaced by other western products, considered more modern while the GDR products were devalued. (‚Colette‘, 2013, ceramics, porcelain, plaster, 6 objects)

‚Colette‘ is dedicated to the artist Colette Urban.

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„RAST  – a  mental geology”  by Martin Schepers 
2017 – 2018 (Graphit, Wachs, Nagellack auf Papier, Gips, Dachlatten, bedruckte Bauplane, Ink-Jet Prints)
 
Martin Schepers zeigt in dem Schaufensterraum von Berlin-Weekly seine mental geology. Das Fenster wird zur Lupe und zum Röntgengerät für die disparaten Zustände eines Ortes, wie man ihn heute überall finden kann. Jeder Ort erfährt im Lauf der Zeit verschiedene Schichten der Gestaltung und Nutzung. Es gibt Orte, bei denen die unterschiedlichen Schichten so widersprüchlich sind, dass der Ort als Einheit diese Gegensätze kaum zu fassen vermag. Es ist ein Prozess der reinen Dialektik: was abgebaut, überwunden oder entfernt erscheint, durchwirkt den Ort und seine Bewohner oft mehr als das, was aktuell anwesend ist. Welche gesellschaftlichen Rituale aber erzeugt der Mensch, um diese Omnipräsenz der älteren Schichten zu kaschieren oder zu überwinden? In der Gestaltung von Architektur und Landschaft werden die inneren Vorgänge einer Gesellschaft manifest. Die Überschreibungsprozesse der Orte sind ein Abbild von den kollektiven Überschreibungsprozessen in uns selbst.
Martin Schepers creates a mental geology for the window of berlin-weekly. The window becomes a magnifying glass and an x-ray view into the disparate conditions of a place, the likes of which can be found almost everywhere today. Each place has its own history, made up of different layers of formation and use. In some places, the different layers are so contradictory that it becomes impossible to comprehend the place as a single location. It is a pure dialectic situation: that which appears to have been dismantled, transcended or removed has a much deeper impact on the place and the people living there than that which currently exists there. Which rituals does society develop in order to cover up and overlap the omnipresent older layers?
The visible practices of architecture and landscape design reveal in turn the inner processes of society. The processes by which places are overwritten reflect the processes by which we overwrite ourselves.

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`Schwingungen eines Kontinuums’ by Sinta Werner  www.sintawerner.net/  

Für Berlin Weekly und seine besondere Ausstellungssituation hat Sinta Werner eine Installation geschaffen, welche die Grenzen zwischen Bild und Raum auflöst. Der Raum spaltet sich auf und vervielfältigt sich in verschiedene räumliche sowie semantische Ebenen. Der Ausstellungsraum wird in eine neue Bildräumlichkeit überführt, die eine künstliche Wirkung hat ähnlich eines Hologramms.  Der Blick oszilliert zwischen den unterschiedlichen Tiefenschärfeebenen, während die Laufrichtung der Passanten vor dem Schaufenster weitere Interferenzen schafft und eine Bildstörung entstehen lässt. Wir leben in einer Zeit, in welcher unser Kontakt zur Außenwelt zunehmend durch Bilder vermittelt wird und diese sich dadurch entmaterialisiert. Auch im Kunstkontext verliert der Ausstellungsraum im Verhältnis zur Online-Präsenz von Galerien und Institutionen immer mehr an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wird hier die Selbstzerlegung des Ausstellungsraums inszeniert.  

’Oscillations of a Continuum’ – an installation by Sinta Werner
For Berlin Weekly and its special situation as a display window Sinta Werner has created an installation that dissolves the boundaries between image and space. The room splits up and multiplies into different spatial and semantic levels. The exhibition room is transformed into an expanded pictorial space that has an artificial effect similar to a hologram. The view oscillates between the different depth of field levels, while the direction of the pedestrians in front of the shop window creates further image interferences. Nowadays the outside world is increasingly presented in pictures. Also in the context of art the exhibition space is losing more and more importance in relation to the online presence of galleries and institutions. Against this background the artist stages the self-destruction of the exhibition space. (www.sintawerner.net)

 

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AUSEINANDERLAUFEN von Andrea van Reimersdahl
2018 (verschiedene Stoffe, Siebdruck und bemalt, Neonröhre, motorisierte Zugvorrichtung)

Die Rauminstallation AUSEINANDERLAUFEN ist für das Fenster von Berlin-Weekly konzipiert.
In einem Gefüge aus Material, Licht und Bewegung stehen Flächen und Linien in Bezug zueinander. Den Bildmittelpunkt bildet das Zitat einer Zeichnung Kandinskys als Lichtlinien materialisiert. Ein automatisierter Vorgang verändert die Komposition im Raum. Im 3 Minuten Intervall wird ein transparentes Textil hoch gezogen und verhängt den Blick des Betrachters. Es entsteht der Eindruck einer Zeitschleife in einem fragilen System.Andrea van Reimersdahl realisiert Arbeiten, die Attribute wie Flüchtigkeit, Vergänglichkeit und Fragilität in einer räumlichen Dimension kommunizieren. Das Ziel ist eine subtile Raum-Zeit- Wahrnehmung. Der Ausgangspunkt ist die abstrakte Zeichnung. www.van-reimersdahl.com

Quelle: Kandinsky, Punkt und Linie zu Fläche, Beitrag zur Analyse der malerischen Elemente S.105, Bild 64, Auseinanderlaufen, 7. Auflage, Benteli Verlag, 1973

engl.

The space installation RUNNING APART is made for the window of Berlin-Weekly. Fields and lines are arranged in relation to each other in a setting of material, light and motion. The center of the picture is a quote from a drawing by Kandinsky materialized as light lines. An automated process changes the composition in a 3-minute interval. A transparent textile is pulled up and obscures the viewer’s gaze into the space. It gives the impression of a time loop in a fragile system.Andrea van Reimersdahl creates works that combine attributes such as volatility, transience and fragility in a spatial dimension. The aim is a subtle perception of space and time. The starting point is the abstract drawing. www.van-reimersdahl.com

Source: Kandinsky, point and line to plane, contribution to the analysis of the pictorial elements Figure 64, Running apart.

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‚Salon of The Comtesse de Bleumanoir’ by Jyrgen Ueberschär (Holzkonstruktion, Beamer, Leuchtstoffröhren )

Jyrgen Ueberschär verbindet fiktive Räume, die er selbst konstruiert und in Form von Modellen oder Installationen baut, mit bereits bestehenden, existierenden Räumen. In seiner Installation ’Salon of The Comtesse de Bleumanoir ’ bei Berlin-Weekly zeigt er eine Sequenz aus dem Film ’Secret Beyond the Door ’ von Fritz Lang.  Die Projektion des schwarz/weiss Films wird mit seinem selbst gebauten Raummodell für Berlin-Weekly  so kombiniert, dass eine neue Realität entsteht, die optisch nicht zu durchschauen ist. Die Eindeutigkeit des Ortes wird  dabei aufgelöst. Aus verschiedenen Perspektiven, Spiegelungen und Abstraktion entsteht ein neuer Raum, in dem sich der Raum des 1948 gedrehten Films mit der Jetztzeit verbindet. ”..wenn die Projektion eines s/w Filmstills mit einem von mir im Modell gebauten Raum kombiniert wird, so durchdringt dieses wie ein ‚Zeitvektor’ die entstandene Arbeit. Die Verbindung dieser Einzelteile überbrückt schließlich eine Distanz von 70Jahren.” Jyrgen Überschär

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Auftakt , Ausstellung mit 36 Künstlern, kuratiert von Marc von der Hocht

Als Auftakt zum neuen Jahr 2018 findet bei Berlin-Weekly  eine Gruppenausstellung mit 36 Künstlern auf 13 qm statt!  Organisiert und kuratiert von Marc von der Hocht
beteiligte Künstler:
Nevin Aladag, Katharina Albers, Paul Bendau, Fritz Bornstück, Bram Braam, Dennis Buck, Stephan Dill, Julius Dörner, Ute Essig, David Fardi, Lukas Glinkowski, Philip Grözinger, Peter Fleischer-Harkort, Marc von der Hocht, Hubi W.Jäger, Michelle Jezierski, Karsten Konrad, Jerry Kowalsky, Daniel Knorr, Free Kleiß, Dittmar Krüger, Lukas Liese, Christoph Medicus, Sebastian Meschenmoser, Jan Muche, Manfred Peckl, Ditk Rathke, Ursula Sax, Jan-Ulrich Schmidt, Ann Schomburg, Alexander Skorobogatov, Tegene Senbeto, Hans-Peter Stark, Julia Lia Walter, Hansa Wißkirchen, Marlon Wobst

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window small112DSCF9970Monolith by Marc von der Hocht
2017 marcvonderhocht.de

Mit Monolith präsentiert Marc von der Hocht ein für Berlin-Weekly konzipiertes Lichtobjekt. Wie die bisherige Arbeiten des Künstlers speist sich seine Installation Monolith aus Elementen, die dem Design und der Architektur entnommen sind. Alltagsobjekte, wie man sie hier in Berlin oft als Sperrmüll auf den Straßen findet: Druckerabdeckungen, Lüftungsgitter, CD-Ständer, Fuß- und Gummimatten, Auto – und Fahrradteile etc. werden zu einer neuen Sinneinheit zusammengeführt und durch diverse Lichtquellen modelliert, verzerrt und gebrochen. Die geometrische Form von Monolith verweist auf die allgegenwärtige Präsenz des Kubus in unserem, durch die Zentralperspektive und von rechten Winkeln geprägten Stadtbild, während die schwarze Gestalt auf die mythische Bedeutung eines Monolithen anspielt.

The installation MONOLITH by the Berlin-based artist Marc von der Hoch presents a light object specially designed for the Berlin Weekly window. Like the previous work of the artist, his installation contains elements taken from design and architecture. Everyday objects, as they are often found here in Berlin as bulky waste on the streets: printer covers, ventilation grids, CD stands, foot and rubber mats, car and bicycle parts, etc. These found objects are joined together and merged with various sources of light, distorted and broken, to create a new object in its own right . The geometric shape of Monolith refers to the omnipresent presence of the cube in our cityscape, characterized by the central perspective and from right angles, while the black figure alludes to the mythical meaning of a monolith.

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„SRL-1“ by Fred Rubin

Fred Rubin ist Bildhauer, dessen Material sich seit 15 Jahren fast ausschließlich aus Einbauten, Mobiliar, Lampen, Objekten, Dekorationsstücken und ganzen Gebäudeteilen ehemaliger Repräsentationsbauten und Machtzentralen der DDR zusammensetzt.Als Fred Rubin 1994 von Paris, wo er bei Christian Boltanski studierte, nach Berlin kam, interessierte sich – jenseits der ideologischen Gesten von Ostalgie und Vernichtung – kaum jemand für die zeitgeschichtliche und ästhetische Dimension des Inventars dieser Bauten, so dass es ihm mit subversivem Geschick gelang, hiervon große Mengen zu übernehmen. In einem von ihm selbst als Rotationsrecyclingbeschriebenen Prozess begann Fred Rubin, durch Umnutzung und delikate Infiltrierung in andere Bauten und Formen die gesicherten Objekte in neue Zusammenhänge zu überführen und damit in Bewegung zu bringen.

Kennzeichen der so entstandenen Installationen ist, dass sie nahezu vollständig in ihren neuen Funktionen aufgehen. So bespielte Fred Rubin seit 1995 die temporären Standorte des legendären Berliner Clubs WMF mit dem vom ihm gesicherten geschichtsträchtigen Mobiliar. Neben Ledermöbeln aus dem Außenministerium der DDR verpflanzte er hierfür die komplette Bowling-Bar des Palasts der Republik in das WMF in der Burgstraße. Auch Überwachungskameras aus dem Palast der Republik wurden installiert und überwachten, für alle auf Monitoren im Raum sichtbar, das Partygeschehen – selbst auf den Toiletten.

Daneben entwickelte Fred Rubin mit Lampen aus dem Zentralkomitee der SED und dem Palast der Republik Lichtinstallationen für große öffentlich genutzte Um- und Neubauprojekte wie den Potsdamer Nikolaisaal oder das 2006 errichtete Nationale Tanztheater „Pavillon Noir“ in Aix-en-Provence in Frankreich.Das Prinzip des Rotationsrecyclings dient dabei nicht nur der Aufwertung des als wertlos erachteten Materials, sondern auch dem Schutz der Dinge selbst. Ihr Aufgehen im Neugebrauch verbirgt sie zugleich, entzieht sie dem ideologischen Zugriff der Wertvernichtung und hebt sie auf für eine mögliche Neubewertung.

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„Einstein, Nietzsche und Brecht at home” von Michael Rohde 
2014 – 2015 aus der Reihe FROM BELOW
(pigmentierter Ink-Jet-Print auf Alu-Diabond) www.michael-h-rohde.de/vita/

2010 startet der Künstler Michael H. Rohde die Werkreihe – new perspectives. Er zeigt Wohnräume von Freunden und Bekannten, begonnen mit seinen eigenen, in einer völlig neuen, verblüffenden Perspektive – von unten. Die Werkreihe FROM BELOW besteht aus großformatigen Farbfotografien, die einen detaillierten Einblick in die jeweilige Wohn- und Lebenssituation der Bewohner gewähren.
Bei Berlin-weekly zeigt Rohde nun seine neueren  Arbeiten , die sich historischen Stätten widmen: Geschichtsträchtigen Lebensräumen von Persönlichkeiten, die er selber schätzt und die für ihn von besonderer Bedeutung sind. Wohnhäuser von Einstein, Schiller, Beethoven, Nietzsche, Brecht werden von  Rohde fotografisch untersucht. Auch hier jedoch bleibt er seinem eigentlichen Konzept und forschendem Interesse treu, die jeweiligen Areale als personale Ballungszentren und künstlerische Schnittstellen sozialer Kommunikation und nicht nur als rein museale Gedenkstätten aufzufassen.

In der Mitte des  Berlin-Weekly Fensters hängt das  große 2 teilige Foto vom “Nietzsche Haus“ (Naumburg, zeigt die obere Etage, die ehemaligen Wohnräumen der Familie Nietzsche, oben links im Bild das Nietzsche Dokumentationszentrum). Das architektonische Foto, das sowohl die Innenräume der oberen Etage  als auch den Aussenbereich samt Himmel darstellt, scheint  den kleinen Berlin-Weekly Raum nach hinten zu öffnen. Rechts hängt das „Brecht Haus” (Wien) und links das “Einstein Haus“ (Caputh bei Berlin) . Im rückwärtigen Teil von Berlin-Weekly sind weitere Arbeiten aus der Serie FROM BELOW zu sehen.

Rohde’s Arbeiten illustrieren weder, noch bilden sie ab. Scheinbar schwerelos bewegen sie sich vielmehr im Kosmos der Dinge, um Möglichkeiten neuer Ordnungssysteme darin zu erkunden. Die durch Rohde’s künstlerische Vorgehensweise ermöglichte Umkehrung der Sicht zwingt den Betrachter zu einem komplexeren und intensiveren Hinsehen, als es wohl jede gewöhnliche Darstellung zu tun imstande wäre. Die Präzision der Konstruktion in Verbindung mit der nuancierten Farbigkeit führen zu Unglaube, zum Staunen und zum Verweilen.

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„Archaeological record“ von Katja Pudor 
(Holz, Papier und Acrylseil) www.katjapudor.de

Die in Berlin lebende Künstlerin Katja Pudor thematisiert in unterschiedlichen Konstellationen und mit verschiedenen Medien den Prozess der künstlerischen Arbeit als sozialen Raum. Wand, Boden, Decke von Berlin-Weekly werden für die Arbeit „Archaeological record“ zu einem Raum der Überlagerungen von Denk- und Handlungsstrukturen und der Frage wie das „Jüngstvergangene“ (Walter Benjamin) als Vergangenheit und zugleich Gegenwart sichtbar gemacht werden kann. Im Sinne einer Archäologie der Gegenwart werden unterschiedliche Sedimente von Erinnerungen, Bedeutungen und Referenzen freigelegt und in den künstlerischen Prozess eingearbeitet.

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TRANSIT von Fides Becker
2017 (Acryl und Eitempera), www.fides-becker.de

Mit ihrer Installation Transit setzt die in Berlin lebende Künstlerin Fides Becker ihre Serie von ortsbezogenen Wandmalereien fort.Sie bezieht sich, wie in ihren vorangegangenen ortsspezifischen  Arbeiten, auf die Geschichte und die Funktion des Ausstellungsraumes, der im Scheunenviertel liegt und einmal eine Tordurchfahrt gewesen ist. Mit der illusionistischen Malerei versucht sie den Raum optisch wieder öffnen. Dabei reflektiert sie den Wandel des Kiezes mit seiner Geschichte und seiner Gegenwart.

Einst ist das Scheunenviertel in Berlin/Mitte das jüdische Viertel gewesen. Die brutale Entfernung der Menschen aus der Gesellschaft wird mit der Weichenstellung auf den Schienen zum Ausdruck gebracht – die Fahrt in den Tod wird durch die Schädel symbolisiert, die zwischen den Schwellen liegen. Das Herausreißen jüdischer Bürger aus ihren Wohnungen reflektiert die Künstlerin mit Leinwandarbeiten, auf denen einzelne Pflastersteine sich aus dem Weg herausgelöst haben. Diese „Stolpersteine“ tragen nicht, wie üblich, die Namen ermordeter Individuen, sondern das Symbol des Judentums, wobei verdeutlicht werden soll, wie die Juden aufgrund eines Stigmas anonymisiert und zu Objekten gemacht worden sind.

Den Gegenwartsbezug der Motive stellt Fides Becker mit dem Motiven von Pflastersteinen und einem einem Bagger her, die veranschaulichen, wie stark der Kiez nach der Widervereinigung wieder verändert und gentrifiziert wurde. Mit ihren Bildern holt die Künstlerin die Gegenstände aus dem kollektiven Bewusstsein und verleiht ihnen eine eigenständige Identität. Den Wandel bringt sie auch dadurch zum Ausdruck, dass sie den malerischen Prozess offenlegt, indem sich die Bilder zu ihren Rändern hin auflösen und sich die Motive in abstrakte Schlieren transformieren.

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Open Source von Menno Aden

Der in Berlin lebende Künstler Menno Aden hat sich auf Räume und Perspektiven spezialisiert. Menschen sind in seinen Fotoarbeiten so gut wie nie zu sehen. Und doch sieht man in ihnen Spuren, die sie hinterlassen haben. Indem Aden sowohl von Menschen gemachte Ordnungsstrukturen als auch deren in Unordnung geratenen Strukturen abbildet, sind seine Fotoarbeiten indirekt auch Portraits von Menschen.

Für Berlin-Weekly zeigt Aden einen Spätkauf aufgeklappt wie ein Modell. Als wäre die Decke abgenommen lässt sich aus der Vogelperspektive in eine mit Konsumartikeln prall gefüllte Box blicken. Aden stellt die Berliner Institution ‚Späti‘ wörtlich auf den Kopf und lässt den Besucher irritiert zurück. Nicht zuletzt auch, weil ein Spät inmitten der durchgentrifizierten Linienstraße so fehl am Platz erscheint.

Open Source – an Installation by Menno Aden
The Berlin-based artist Menno Aden specialises in the representation of spaces and perspectives. People almost never appear in his photographic work, which instead often focuses on what people have left behind. By depicting man-made order systems as well as their disorder, Aden’s work is also an indirect portrait of humans.

For Berlin-Weekly, Aden shows an installation with a Berlin ‚Spätkauf‘ (a 24/7 corner-shop) from a birds eye perspective. As if the ceiling was removed one can look into a box crammed with consumer goods. Aden literally turns the Berlin institution ‚Späti‘ on it’s head, and leaves the visitor irritated – not least because of the untypical opening of a ‚Späti‘ in the gentrified and posh Linienstraße.

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‘Yesterday was dramatic’ by Philip Topolovac 
http://www.philip-topolovac.com

Seit mehreren Jahren sammelt der in Berlin lebende Künstler Philip Topolovac Fundstücke aus dem 2. Weltkrieg auf Baustellen in Berlin. Die Sammlung beinhaltet Haushaltsgegenstände, Glasobjekte und Kriegsgeräte, die mit dem Schutt der Ruinen zutage gefördert werden. In Installationen und Fotografien befasst sich Topolovac mit der Inszenierung und der Präsentation dieser Artefakte.
Besonders die von ihm geschaffenen Installationen schaffen virtuelle Kontexte, in denen er die Bedeutung der Objekte als historische Artefakte untersucht und unser Verhältnis zur Vergangenheit thematisiert.
Dahinter steht für ihn nicht nur die Frage nach dem ideellen Wert dieser eigentlich zur Entsorgung bestimmten Relikte. Ebenso geht es ihm um die Konstitution unserer Gegenwart vor dem Hintergrund einer abstrahierten Vergangenheit.
Bei der Installation ‘yesterday was dramatic’  ist ein seltsames Objekt aus Glas, Sand und Schutt wie ein wertvolles Relikt  in einem Museum in einem abgedunkelten Raum auf einem Sockel präsentiert und angestrahlt.  Das Glasobjekt reflektiert das Licht, glänzt und funkelt – es  wirkt sehr edel und ästhetisch.
Es handelt sich dabei um einen großen Klumpen geschmolzener Fensterscheiben, die im 2. Weltkrieg bei der Bombardierung eines Hauses im Feuer zusammen geschmolzen sind.
Im Hintergrund der Installation sieht man eine große Kopie einer alten Karte von Berlin. Der Künstler hat  den Fundort auf der Karte mit einem roten Punkt markiert.

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‘die atmende Maschine’ (the breathing machine) von Dongwhan Kang

“I took a deep breath and listened to the old brag of my heart. I am, I am, I am.” ― Sylvia Plath, The Bell Jar
“Ich nahm einen tiefen Atemzug und hörte auf die alte Prahlerei meines Herzens: ICH BIN, ICH BIN, ICH BIN”

Die Installation  ‘die atmende Maschine’ des in Berlin lebenden koreanischen Künstlers Dongwhan Kang funktioniert mittels des Rades und der Kette eines Fahrrads, die eine Luftpumpe betreiben. Die ‚atmende Maschine’ produziert nichts Nützliches, kein Produkt, keinen Mehrwert, sondern pumpt nur langsam und regelmäßig Luft in die 2 Ballons, die innen am Schaufenster von Berlin-Weekly angebracht sind und an eine Lunge erinnern. Jedesmal, wenn die Pumpe die Luft nach unten in die Schläuche pumpt, entsteht ein Herzschlag ähnliches Geräusch, das mit Lautsprechern durch ein großes gelbes Rohr nach aussen auf die Strasse übertragen wird. Dongwhan Kang will mit seiner Installation darauf hinweisen, dass der moderne Mensch ständig aktiv ist, sich beschäftigen will und etwas produzieren muss, anstatt sich ab und zu ausschließlich auf den eigenen Atem und auf das bloße Sein zu konzentrieren. Nur wenn man die Aufmerksamkeit ganz auf das eigene Atmen ausrichtet, kann man ganz bewusst in der Gegenwart leben und ist über den Atem mit dem Augenblick in Kontakt.

Gleichzeitig will  der Künstler mit seiner Installation ausdrücken, dass auch Gegenstände und Maschinen ein Leben haben und man sie bei einer Fehlfunktion nicht gleich entsorgen soll. Gegenständen, zu denen man eher eine  persönliche Beziehung hat, wie z.B.  Kong zu seinem Fahrrad, gesteht man eher ein eigenes Leben zu und versucht ihre Funktion/Leben möglichst lange zu erhalten.

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„Adams und Evas“ by Clara Brörmann

Die abstrakten Bilder von Clara Brörmann haben eine vielschichtige Materialität. Farbe hat einen Körper und wird eingesetzt als pastose Ölfarbe aus der Tube, als Strukturmasse oder dünne Lasur. Der Bildaufbau ist prozessorientiert, Farbflächen werden aufgetragen, übermalt und bis auf die Leinwand wieder aus dem Bild herausgerissen. Dieser offene, schrittweise Vorgang wird selbst zu einem Merkmal ihrer Malerei und bleibt für den Betrachter im Bild erfahrbar.

Für das 104. Fenster hat die Künstlerin die Wände mit dem vergrößerten Kupferstich der Sündenfall von Dürer plakatiert. Auf dem sich vielfach wiederholenden Motiv präsentiert sie Malerei aus ihrer Serie einszwei. In dieser Installation von Berlin weekly geht es um Sie und Ihn, um die ewige Wiederkehr des Paares, um Adam und Eva.

The abstract pictures by Clara Brörmann have a multi-layered materiality. Color has a body and is used as a pasty oil color from the tube, as a structural mass or thin glaze. The image composition is process-oriented, color fields are applied, painted over and ripped out from the picture down to the canvas. This open, step-by-step process itself becomes a feature of her painting and remains perceptible to the viewer.

For the 104th window, the artist has put posters onto the walls with the enlarged copperplate engraving of Albrecht Dürer’s „Fall of Man“ (1504). On the repetitious motif, she presents paintings from her series einszwei (onetwo). This installation in the Berlin weekly window is about HIM and HER – about the eternal return of the couple Adam and Eve.

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„Anschein“ von Maik Teriete 
www.maikteriete.de
http://werktalkberlin.blogspot.de

Die Installation von Maik Teriete ist eine Skulptur ohne ein Inneres. Sie ist sowohl ein Zusammenhang gestalteter Formen, als auch das Gefüge, das diese mit dem umgebenden Raum bilden.
Dieser Raum ist nicht von der Skulptur zu trennen. Die Formen nehmen ihn auf, greifen in ihn ein und definieren ihn neu.  Die endgültige Form muss erst gefunden werden in einem stetigen Prozess aus Zufügen und Wegnehmen. Es geht um die richtige Balance zwischen konkret und abstrakt, zwischen zu viel und zu wenig, zwischen geordnet und chaotisch. Ähnlich wie beim Akt des Zeichnens wird der Raum zur Oberfläche, auf der Linien und Formen angeordnet werden.
Wie beim Akt des Bildhauens entsteht eine Form, die wie Fred Sandback gesagt hat, „eine Gesamtheit darstellt, die nicht reduziert werden kann”.
Indem die Betrachtenden ihren Standpunkt verändert, verändert sich auch der Eindruck der gesamten Installation.

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Die Verwandlung by Akihiro Yamamoto

Videoinstallation, sankakudo.web.fc2.com

Dies ist die erste Solo Ausstellung des in Berlin lebenden japanischen Künstlers Akihiro Yamamoto.
Die Installation “die Verwandlung” ist inspiriert von Kafkas Novelle gleichen Namens.
Die sich ab und zu langsam bewegende Spinne erscheint in dem Berlin-Weekly Fenster in menschlicher Größe. Jedoch gibt es keinen Grund Angst zu haben, denn sie ist genauso harmlos wie Samsa, der Protagonist von Kafkas Novelle “die Verwandlung”. Sie wartet wie wir auf den Frühling.

Die Verwandlung is inspired by Franz Kafka’s novel of the same name.
It is the first solo exhibition of the Berlin based Japanese artist Akihiro Yamamoto. The slowly moving spider that inhabits the Berlin-Weekly space is projected to appear in human size. But there is no need to be afraid of it though, it is harmless, just like Samsa, the main character of Kafka’s “Die Verwandlung”. Like us, it is waiting for spring to come.

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Oblique Structure by Mary Kim

painted wood, www.marykim.net

Bereits seit einigen Jahren beschäftigt sich die in München lebende koreanische Künstlerin Mary Kim mit modular aufgebauten architektonischen Strukturen, die aus vielen gleichartigen schiefwinkligen Grundelementen aus Holz oder Metall bestehen. „Dadurch, dass ich derartige Grundelemente als Basis einer neuen Architektursprache einsetze, habe ich schiefwinklige Strukturen und ihre Möglichkeiten als neuartige Konstruktionsmethode erkundet.”  Jede dieser schiefwinkligen Strukturen wirkt wie eine wachsende Entität mit Anklängen an organische Strukturen in der  Architektuer oder Natur. Die Installation dieser Werke in unterschiedlichen Skalen, Materialien und Farben in verschiedensten Positionen sowohl in privaten als auch in öffentlichen Innen- und Aussenräumen eröffnet weitere Möglichkeiten der Transformation und Applikation dieser Strukturen. Parallel dazu arbeitet die Künstlerin auch an digitalen Zeichnungen als virtuelle Designvorlagen der Strukturen.
„Die Werkreihe ’schiefwinkliger Strukturen‘ wird für mich zur andauernden Erkundung der Beziehung zwischen zwei und drei Dimensionen, Illusion und Realität, Form und Funktion, sowie traditionellen und digitalen Methoden der Schaffung von Kunst.”

For the last few years, the Korean artist Mary Kim, has been working on modular, architectural structures consisting of many identical oblique-angled basic elements made out of wood or metal. „By using such basic elements as the basis for a new architectural language, I have explored oblique structures and their possibilities as a new construction method”. Each oblique structure is like a growing entity reminiscent of systems in nature and architecture with an organic character. When installed in different scales and materials in various spaces suchas gallery spaces, residential spaces, outdoor space, and public spaces, the possibilities of transformation and application of these structures widely expand.”The oblique structure series become my on-going investigation of the relationship between two and three dimensions, illusion and reality, form and function, as well as traditional and digital methods for creating art works“.

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“Ohne einen Glaspalast” (Without a Glass Palace) by Mira O’Brian

This work is an architectural tableau based on the former Palast der Republik. The grid framework is a scale model of a section of the Palast der Republik’s window façade, made to fit the dimensions of the Berlin-Weekly window space. Instead of the famous gold-copper iridescent window panels, a dull grey-green plastic sheeting covers the frame; a material used on scaffolding in construction sites. Shadow-like drawings of broken glass are visible through the translucent layers.

In 1993 a private organization financed the construction of a life-size mural depicting the façade of the 18th century version of the Berliner Stadtschloss. The mural, suspended from scaffolding, was placed on the original footprint of the castle, in Berlin-Mitte. The Palast der Republik, current occupant of this historic plot of land, was conveniently hidden behind a giant mirror, giving the illusion of a continuous Schloss. This former seat of the GDR parliament and communist pleasure dome had stood empty since reunification, awaiting an uncertain fate. The Prussian tableau was intended as a proposal, or even a demand, to not only resurrect the old castle but to tear down the Palast. The scaled-up funhouse format of the proposal did not diminish the seriousness of its message, nor did the curious time-loop of the resurrection. And so some version of the trompe loei’l facade is currently being built.

“Ohne einen Glaspalast” continues in this tradition of architectural tableaus, found useful not only in the making of spaghetti westerns but also the urban planning of capital cities. This tableau stands as a proposal for a future ruin, located in an obscure side-room of a building about to be gutted and repurposed.

The title, “Ohne einen Glaspalast”, is a fragment of a poem by Paul Scheerbart from his book “Glasarchitektur”. The poem was inscribed on the interior of Bruno Taut’s Glass Pavillion, created as a temporary structure for the Cologne Deutscher Werkbund Exhibition in 1914. Taut and Scheerbart’s utopian vision from exactly 100 years ago is taken as a starting point for the conceptualization of glass architecture in O’Brien’s ongoing research.

“Glück ohne Glas, wie dumm ist das – Ohne einen Glaspalast ist das Leben eine Last –  Im Glashaus brennt es nimmermehr, man braucht da keine Feuerwehr –Das Licht will durch das ganze All – und ist lebendig im  Kristall” Paul Scheerbart, Glasarchitektur (1914)

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My Daily Room by Nika Radic`
digitaler Druck auf  Fernseher mit Video

Mein täglich Zimmer: Wie verbringen wir unsere Zeit? Wie viel davon ist privat, wie viel öffentlich und kann man privat und öffentlich überhaupt noch trennen?
Mein täglich Zimmer ist eine Installation, die ein privates Zimmer im öffentlichen Raum präsentiert, aber das Zimmer ist nicht real. Es ist nur ein Bühnenbild – ein weiteres Spektakel wie jene, die wir ständig in unserer Umgebung sehen. Es gibt keine Menschen auf dieser Bühne, nur ein unangenehmes Video aus den Medien, von dem wir bald müde werden. Das Zimmer ist ein potentieller Raum, der für die individuellen Projektionen der Sehnsucht und Angst offen ist, ein Raum für tägliche Performances.

My Daily Room
How do we spend our time? How much of it is private, how much public and can the two still be separated? My Daily Room is an installation presenting a private room in public space, but the room is not real. It is just a theatre setting, another spectacle like the ones we see in the media. There are no people on this stage, just footage from the media, repeating an unpleasant story we get tired of. The room is a potential space open to individual projections of fears and desires or possible performances.

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„Das Fenster“ Frank Wagner gewidmet von Piotr Nathan

Die Arbeit „Das Fenster“ von Piotr Nathan bildet den Abschluss der von Nina Venus kuratierten Ausstellungsreihe „den Ort verlassen“, die vom 17.06. – 19.09. 2016 insgesamt  fünf Positionen zu transformativen Prozessen vorstellt.
Das raumgreifende Gemälde „Das Fenster” ist dem kürzlich verstorbenen Berliner Kurator und engen Freund Piotr Nathans, Frank Wagner gewidmet.

Die Arbeit, die in den letzten vier Jahren entstanden ist, basiert zugleich auf einer malerischen und zeichnerischen Vorlage, die jeweils unabhängig voneinander entstanden sind, kleinformatig und intim. Die Entstehung der zeichnerischen Vorlage ist mit dem Prozess des Automatischen Schreibens, der „Ecriture Automatique“ zu vergleichen, einer Methode des unbewussten und unzensierten Aufzeichnens von Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen und Reflexionen – weitgehend ohne Absichtlichkeit und Sinnkontrolle. Die Fantasiefarbformen der malerischen Vorlage entstanden ebenfalls in einem freien Bilderfluss und losgelösten Bewusstseinsstrom.

Beide Vorlagen sind in der Konzeption als Wandarbeit in ein Vielfaches ihres ursprünglichen Formates übertragen und vergrößert worden und verbinden sich auf besondere Art zu einem Bild, das sich wie ein visueller Text lesen lässt. Wie im vielschichtigen Werk Piotr Nathans, in dem sich Zeichnung, Malerei, Skulptur und Installation wesenhaft bedingen und verbinden, so greifen in dieser Arbeit Linie und Fläche ineinander und verbinden sich zu mehr als der Summe ihrer Teile. Wie um genau darauf hinzuweisen, ist das ganze Gemälde in Fragmente unterteilt. Die einzelnen Tafeln sind Bruchstücke eines Ganzen und erscheinen zugleich einzeln betrachtet, teilweise wie bewusst detailliert ausgearbeitete und eigenständige kleinste Einheiten.

„Das Fenster“ ist ein fragmentarischer visueller Text, der sich wie zu einem Sinnbild für das Ringen eines Menschen zwischen dem Wunsch und Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit als Individuum und seiner Sehnsucht nach Liebe, zwischenmenschlicher Nähe und enger Bindung zusammensetzt – und zugleich auseinanderfällt.  Das Wandgemälde kann jederzeit den Ort verlassen, setzt sich inhaltlich und formell im Auge des Betrachters immer wieder neu zusammen, es befindet sich in permanenter Metamorphose, ist nicht im Sein angekommen sondern immer im Werden.

Nina Venus, August 2016

 

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WEITERGEHEN von Jan Henrik
2016, Acryl  auf Leinwand

„WEITERGEHEN“ lautet der Titel der Arbeit, die vierte von insgesamt fünf Positionen markiert in der von Nina Venus kuratierten Ausstellungsreihe „den Ort verlassen“. „WEITERGEHEN“ bedeutet weiter gehen, weiter als bisher. „WEITERGEHEN“ heißt auch weitergehen, nicht stehen bleiben, nicht verweilen, sondern den Ort verlassen, an dem man gerade eben noch stand. Wir blicken durch das hohe Fenster von BERLIN-WEEKLY hinein in den Raum und auf ein Gemälde, welches das genaue Abbild der Fassade zeigt, die wir eben noch von Draußen gesehen haben. Etwas aber stimmt nicht ganz – denn wo sind wir? Wo ist der Betrachter dieses Raumes auf diesem Bild? Es ist ein leerer Raum, den wir auf dem Gemälde sehen. Die Leere im Raum und die Leere im Bild spiegeln sich wieder. Ist es wirklich dieser Raum, dieser Ort, den Jan Henrik gemeint und gemalt hat oder hat er einen Zustand dieses Ortes, gar einen Zustand an sich gemalt? Gibt es diesen Ort überhaupt? Kann ein Ort existieren, wenn er gar nicht gesehen wird? Braucht ein Ort einen Betrachter? Braucht ein Bild einen Betrachter?
Im Ansehen dieses Gemäldes verweilt der Betrachter, fragt sich notgedrungen nach seiner eigenen Präsenz im Bild und wird erst im Weggehen, im WEITERGEHEN, im Verlassen des Ortes das Bild als korrekte Darstellung der Fassade erleben. Erst im Weitergehen stimmt das Bild von dem Ort, an dem wir sind und den wir verlassen.

Nina Venus, August 2016

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„Woher Wohin“ von Ying-Chih Chen
2016, (Metall, Tinte, Papier) www.facebook.com/yingchih.chen.713

aus der Ausstellungsreihe „den Ort verlassen“, kuratert von Nina Venus mit Studierenden der Muthesius Kunsthochschule in Kiel https://muthesius-kunsthochschule.de/veranstaltungen/ausstellung-von-ying-chih-chen-in-der-reihe-den-ort-verlassen/

Den Ort zu verlassen bedeutet eine Veränderung: atmosphärisch, physisch, emotional, intellektuell – es kann damit zunächst ein geografischer Ort gemeint sein. Genauso aber kann damit ein geistiger, gedanklicher Ort, eine Denkweise, eine Daseinsform bezeichnet sein und die damit die einhergehende Transformation, die Metamorphose hervorheben.

Ying-Chih Chens Skulptur ist ein großes Becken, geformt wie eine Welle, gefüllt mit schwarzer Tinte. Dahinter erstreckt sich eine Wand, bezogen mit besonderem chinesischen Papier, das sich allmählich mit Tinte vollsaugt. Die Tinte zieht in die Fasern des Papiers ein, saugt sich langsam voll und kriecht hoch, färbt das weiße Papier schwarz ein und verwandelt es, wandelt es um.

Ying-Chih Chen präsentiert ihre Arbeit „Woher Wohin“, einer sehnsuchtsvoll angewandten Frage nach Orientierung. Ying-Chih Chen ist in Taiwan geboren und aufgewachsen, sie lebt seit sieben Jahren in Deutschland und studiert an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel bei Prof. Piotr Nathan. Das Pendeln zwischen den Orten,  ihrer ursprünglichen Heimat und ihrem Studienort, ist anfänglich ein Ausschlagen in zwei gegensätzliche Richtungen gewesen. Bei Heimweh zeigte ihr innerer Kompass lange den Weg nachhause zur Familie und Freunden, zu vertrauter Umgebung, Landschaft und Kultur.
Je mehr aber sie sich in der neuen, fernen Welt zuhause fand und ihr nahe wurde, umso mehr ist über die Jahre das Heimweh zu einem nicht verorteten und ungerichteten Gefühl geworden. An keinem Ort ganz da zu sein, ganz zugehörig zu sein, immer den anderen Ort zu vermissen, zerteilt das Heimweh in Fragmente, die keinen festen Platz mehr haben.

Die Tinte ist nicht nur deshalb ihr Element, weil es ein kulturelles Erbe ist, das durch sie strömt und das sie kennt und liebt zu handhaben. Tinte ist wie Wasser auch das verbindende Element, das die Orte umspült, an denen sie lebt. In der Kalligrafie wie in der Landschaft ist der weiße Raum so wichtig wie die schwarzen Zeichen. Der Raum und der Nichtraum, die Leere und die Fülle weisen jeweils auf das Andere, hängen voneinander ab und miteinander zusammen wie das Helle und das Dunkle, das Licht und der Schatten.

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„ALLES MUSS RAUS“ von Jimok Choi
2016

Mit Jimok Choi ist die Ausstellungsreihe  “DEN ORT VERLASSEN”/ 5 Positionen zu transformativen Prozessen, kuratiert von Nina Venus  am 17.06. 2016 eröffnet worden. Ebenso wie Choi, ein ehemaliger Studierender bei Prof. Piotr Nathan, sind auch die folgenden Künstler Studierende der Klasse Nathan an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.

Jimok Choi transformiert in seiner Arbeit den gegebenen Rahmen und kehrt das Innerste nach außen. So hat er in seinen jüngeren Werken gesammelte, alte gerahmte Gemälde in 4 Teile zersägt und so wieder neu zusammengesetzt, dass der nach innen gekehrte äußere Rahmen im Zentrum des neuen Bildes ein Kreuz bildet. Einige dieser von Außen nach Innen gekehrten Gemälde sind als Petersburger Hängung im rückwärtigen Raum ausgestellt.
Auf die selbe Weise behandelt er auch die Gebrauchsgegenstände, die das Konzept dieser Ausstellung ausmachen. Seine Objekte bewegen sich bewusst spielerisch zwischen der Grenze von Kunst und Design. Die hier ausgestellten Arbeiten bestehen aus bekannten Ikea Möbeln, die er mit einer japanischen Handsäge kreuz und quer zerteilt und wieder neu zusammensetzt. Die dadurch entstandenen Objekte sind sowohl Gebrauchsstücke als auch humorvolle konzeptionelle Kunstwerke.

Er hat sich auf das Thema dieser Ausstellungsreihe „den Ort verlassen“ mit dem Ziel eingelassen, alle Objekte an den Mann und die Frau zu bringen – „ALLES MUSS RAUS“. Alle Arbeiten sind zu spottbilligen und reduzierten Preisen verkäuflich. Jimok Choi möchte die Kunst dem Leben möglichst so nah bringen, wie es Ikea längst geschafft hat: in fast jedem Haushalt steht irgendein Ikea-Objekt, zu vernünftigem Preis, natürlich. Der Ikea Werbeslogan ‘Wohnst Du noch oder lebst Du schon?’ wird von Jimok Choi weitergetrieben zu der Frage ‘lebst Du noch oder transzendierst Du schon?’
Alles, was wir sehen, muss raus. Das Regal ‘Formdo’ beispielsweise ist statt für Euro 499,– nun für Euro 399,– zu haben. ‘Tdiffe’ ist ein zerteilter Hocker und ein Viertel des Hockers ist für nur Euro 79,– im Kunstkontext geradezu ein Schnäppchen.

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SHIFT von Ellinor Euler
Material: Kabelbinder und Plastiknetz www.ellinoreuler.de

shift: vom Bekannten ins Unbekannte zu gehen und Vertrautes so zu verändern, daß daraus etwas Irritierendes und
Neues entsteht. Diese Transformation findet ihre Entsprechung in der Umdeutung von bekannten Materialien in Ellinor Eulers aktuellen Arbeiten.

 

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OHNE UMWEG (WITHOUT DIVERSION) von Christian Möller

Die Installation ‚OHNE UMWEG‘ des in Berlin lebenden Künstlers  Christian Möller zeigt eine Rekonstruktion seines ehemaligen Ateliers in Karlsruhe mit dem Original Inventar.
Noch während seines Studiums in Karlsruhe bei Prof. Horst Antes begann der Künstler seine Bilder ausschließlich in Schwarz- und Weißtönen zu malen: ’Ich erlaube einer Form mehr Freiheit, wenn ich sie nicht mit Farbenbewerte’. Christian Möller
Die anfänglichen Friedhof-, Nacht- und Industrielandschaften wandelten sich im Laufe der Zeit in eine stark expansive, heftige und tiefgründige Malerei. Die verschlingende Schwärze wird durchbrochen von aufreizenden Strichen von Weiss und vielen Schichten von Grautönen, wodurch sich  mysteriöse Formen öffnen. Die rasenden Pinselstriche repräsentieren einen emotionalen Wahrnehmungsstrom, der die Leinwand in eine Bühne verwandelt, auf der sich tiefe Emotionen – sowohl dunkle Erfahrungen als auch Lebendigkeit und Kraft – manifestieren.
Christian Möller ist es mit seiner direkten unkonventionellen künstlerischen Herangehensweise gelungenen die Tür zu einer Bilderwelt zu öffnen, die ihm den malerischen Raum bietet „Nicht-Sichtbares“ sichtbar zu machen. Seine Arbeiten bilden  einen interessanter Gegenpol zu den rationalen Gedankenskizzen in der Konzeptkunst.

engl:
‚The installation ‚WITHOUT DIVERSION‘ by the Berlin based artist Christian Moeller shows a reconstruction of his former studio in Karlsruhe with the complete original equipment.
Already during his studies in Karlsruhe at Prof. Horst Antes the artist began to paint his pictures exclusively in shades of black and white.“I allow a form more freedom if I do not evaluate it with colours.“(Christian Möller)
In the course of time the initial cemetery-, night – and industrial landscapes changed to strong, expansive abstract painting. Developed merely in black and white tones, the intense movements draw the viewers attention into an impenetrable thicket of compact and transparent forms. These remain two dimensional fragments which are multi-layered colour-spaces. The engulfing blackness is punctuated with tantalizing strokes of white, and layer upon layer of grey tones.. The frenzied brushstrokes represent an interior stream of consciousness laid bare upon the canvas, which is transformed into a stage upon which the subconscious plays. His paintings can be seen as visual manifestations of the deepest repressed emotions and darkest experiences which lie at the heart of the human psyche. His emotional paintings are an interesting counterpoint to the analytical train of thought in conceptual art.

 

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COLOR CHESS XL von Marion Andrieu

Color Chess XL kann wie ein imaginärer Dialog zwischen Malewitch und Johannes Itten wahrgenommen werden. Dieser Dialog wurde in ein Schachbrett übersetzt, dessen Figuren durch Farben ersetzt worden sind.

Color Chess XL ist, in Folge und in Gleichzeitigkeit, eine Skulptur, ein Gemälde und ein gigantisches Schachspiel. Die Installation entwickelt sich in drei Stufen: 1/ die Eröffnung – 2/ die Ausstellungsdauer – 3/ die Finissage

1. GEOMETRISCHE ABSTRAKTION:
 Das Feld entspricht 64 schwarzen und weißen Würfeln und die Figuren entsprechen 32 farbigen Würfeln. Diese sind aufeinandergestapelt und bilden ein kompaktes Objekt – eine Skulptur, platziert in der Mitte der Galerie.

2. DAS SPIEL: 
In einem zweiten Schritt, dem Tag nach der Eröffnung, werden die Würfel neu arrangiert und zum Schachbrett. Somit bedecken sie die ganze Grundfläche des Raumes. Jeden Tag wird von den zwei teilnehmenden Schachspielern ein Schachzug vollzogen, der via Internet untereinander und mit der Künstlerin kommuniziert wird. Der WARM KONTRAST: Jan Kritenbrink (Jan) spielt gegen den KALT KONTRAST: Dag Przybilla (Pinsel). Die Künstlerin Marion Andrieu setzt jeden Tag deren Schachzüge in ihrer Installation um. Die Anordnung der Würfel wird sich somit über die ganze Ausstellungsdauer verändern.

3. DAS FINALE:
 Die Ausstellung dauert 25 Tage, die 25 Schachzüge repräsentieren. Sollte das Spiel bis zum Ende der Ausstellungsdauer nicht entschieden sein werden die zwei Spieler dieses persönlich während der Finissage beenden.

Engl.

Colour Chess XL could be seen as an imaginary dialogue between Malewitch and Johannes Itten. This dialogue translates into a game of chess in which the figures have been replaced by colours. 

Colour Chess XL is a sculpture, a painting and a giant chess game all in one, which develops three stages: 1/ the sculpture at the opening – 2/ the actual game during the 25 days of the show – 3/ the Finissage.

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DER LEERE SPIEGEL von Bernd Purkrabek und Julie Weideli

Eine Spiegelung ist von einer Fläche parallel zurückgeworfenes Licht – ein Phänomen behaftet mit vielen Mysterien und Mythen. Die Erfahrung sich selbst im Spiegel nicht mehr zu erkennen beziehungsweise nicht zu sehen ist eine Irritation, da die erwartete Selbsterfahrung ausbleibt. Man blickt aus seiner egozentrischen Welt in eine andere, die einen unerwartet ausschliesst. Spiegel haben die Fähigkeit uns zu täuschen und Verborgenes sichtbar zu machen.
Obschon wir in einer rationell geprägten Gesellschaft leben, wollen wir zeigen, dass der geheimnisvolle Raum noch möglich ist.

THE EMPTY MIRROR
The mirror imaging is a phenomenon related with many mysteries and myths. The experience of not seeing oneself in the mirror is an irritation as the expected self-awareness fails. It means to look from your self-centered world into another that excludes you unexpectedly. Mirrors have the ability to deceive us and to make the hidden visible.
Although we live in a rationally shaped society, we want to show that the mysterious space is still possible.

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‚FUSE…‘ von Tatjana Busch
2015 www.tatjanabusch.com

Im Fokus der Arbeiten der Künstlerin Tatjana Busch steht die intuitive Form. Dabei geht es um das eigentliche Wesen einer Form und deren Potenzial. Dieses drückt sich in der Lichtinstallation ‚FUSE‘ in unterschiedlichen Aspekten aus. ‚FUSE‘ zeigt eine Synthese aus Form, Farbe, Bewegung, Sound und Licht. Mäandernde Lichtformen bauen sich langsam auf, verbinden sich, formen etwas Neues, um sich dann im nächsten Moment wieder zu verändern und aufzulösen. Der Betrachter wird Teil eines fließenden Prozesses …
Die Installation handelt vom „Werden und Vergehen“, dem Panta rhei der Frühzeit und einem Liquid Space der Neuzeit.

Tatjana Busch’s work focuses on intuitive forms, concerning the actual nature of a form as well as its potential. This expresses itself in her light installation in different ways. ‚FUSE‘ is a synthesis of form, color, movement, sound and light. Meandering light shapes build up slowly, combine, result in some new forms and then in the next moment they change again and dissolve. The viewer becomes part of a flowing process. The installation visualises the notion of ‘becoming and passing away‘, the Panta Rhei of ancient Greece and the liquid space of  ‚Now‘.

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HORSE by Christof Zwiener
2015 (ortsspezifische Installation aus Nähseide/ silk thread)

Das Sichtbarmachen des leicht zu Übersehenden und das unsichtbar Werdende in unserer Wahrnehmungswelt, gehören zu den zentralen Motiven in der künstlerischen Arbeit von Christof Zwiener. Ephemere und komplexe Installationen aus dünnem Garn oder das Entschlüsseln historischer Spuren im öffentlichem Raum – beide haben den gleichen gedanklichen Ursprung in seinem Werk und stellen immer wieder die Frage danach, wie weit unsere Wahrnehmung reicht. Die aktuelle Installation von Christof Zwiener für BERLIN-WEEEKLY ist ein subtiles Abbild eines Wesens – annähernd schwerelos überwindet die Arbeit HORSE die Grenze der Wahrnehmung umgeben von einer magischen Aura.

One of the central motives in Christof Zwiener’s artistic work is the visualisation of the invisible, the easily overlooked parts of our perceptual world. Ephemeral and complex installations of thin yarn or the deciphering of historical traces within public space – both have the same intellectual origin in his work and repeatedly ask the question of how far our perception can go. Christof Zwiener’s upcoming site-specific installation ‘Horse’ at BERLIN-WEEKLY is a subtle and almost weightless image of a creature overcoming the limitations of perception by an aura of magic.

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Still Life – video by Vera Arjoma
2014 www.veraarjoma.com

200 hundred cut-flowers open up, flourish and wither away – all by their individual style and pace. Some flowers are late bloomers, when others burst into bloom in a violent rush.
Using a traditional subject of painting, Still Life deals with borderline between life and death.
Vera Arjoma is a Finnish interdisciplinary artist, who combines intuitive thinking with contextualism. For her all times are present.

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YOLO by Marco Schuler
Gummi, Stoff, Foto

www.marcoschuler.net/
www.youtube.com/watch?v=T4vsYUNPFts
www.youtube.com/watch?v=SXFE-o7uZH4 

Für Berlin-Weekly stellt Marco Schuler alte und neue Arbeiten für die Fensterinstallation YOLO in einem neuen Kontext zusammen.
Im Zentrum der Kunst von Marco Schuler steht das Verhältnis des menschlichen Körpers zum Raum. Seine Skulpturen sind durch eine starke körperliche Präsenz und Direktheit gekennzeichnet. Der 1972 geborene, im Markgräflerland lebende Künstler verwendet als Ausgangsmaterial für seine Objekte einfache Materialien wie Pappe, Holzlatten, Styropor, Leinwand, Gummi und arbeitet obendrein mit prägnanten Farben.
Einige seiner Skulpturen erinnern formal und farblich an den russischen Konstruktivismus des frühen 20. Jahrhunderts. Zudem wird in ihnen eine Spannung zwischen der Suche nach dem Übersinnlichen und einer unmittelbar körperlich-räumlichen Erfahrung spürbar. … Christine Heidemann, art historian, Berlin).
In seinen performativen Videos steht der Künstler selbst und seine unmittelbare  Körperlichkeit  im Mittelpunkt . In den performativen Videos, die Marco Schuler  allerdings nie für  eine Live Performance, sondern nur als Video  inszeniert, führt er meist unter großer körperlicher Anstrengung eine Tätigkeit, aus,  die total unnötig ist. Diese Videos sind hintergründig und voller Humor.

Im hinteren Raum von Berlin-Weekly, der während Art Week ausnahmsweise geöffnet sein wird, sind weitere Aquarelle und Skulpturen von Marco Schuler ausgestellt.

Engl.

The relationship of the human body to space is a key role in Marco Schuler’s art. His sculptures are characterised by a strong physical presence and directness. The 1972 born artist, living in Markgräflerland, uses materials such as cardboard, wooden slats, styrofoam, canvases, rubber and works with striking colours. The forms and colours of many of his sculptures are reminiscent to the Russian Constructivism of the early 20th century. In addition, a tension between the search for the supernatural and a directly physical – spatial experience can be felt in them…. (Christine Heidemann, art historian, Berlin)

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AKT TO GO – Interaktive Aktion von Stefanie Seidl

Der hohe, beleuchtete Schaufensterraum von Berlin-Weekly kann als eine Art Bühne betrachtet werden, auf der Künstler eine Installation für eine breite, Öffentlichkeit inszenieren können. Zu dem diesjährigen Project Space Festival hat berlin-weekly die Schaufenstersituation umgedreht – der Passant wurde zum Künstler die Straße wurde zum Atelier. Ein weibliches und ein männliches Aktmodell saßen für 4 Stunden im Berlin-Weekly Schaufenster und motivierten die Passanten zum Aktzeichen. Vor dem Schaufenster, draußen auf der Straße, standen für die Passanten Staffeleien, Zeichenmaterial, Zeichenblöcke, Kohle- und Graphitstifte bereit. Schon kurz nach Start der Aktion standen so viele Leute vor Staffeleien oder saßen vor dem Schaufenster mit einem Zeichenblock auf den Knien, dass die Linienstrasse dicht war. Jeder, der vorbei ging, war eingeladen mit zu machen. Einige gezielt eingeladen Künstler kamen um sich zu beteiligen, doch die meisten waren zufällig vorbei kommende Passanten, die höchst konzentriert die beiden Modelle zeichneten, und damit die Straße zum Atelier und sich selbst zum Künstler machten.
BERLIN WEEKLY’s high show-window room can be seen as a stage for artists to present their installations to a widely ranged audience. For this year’s ‚Project Space Festival‘, the classic form of a ’show-window‘ has been turned on it’s head. Two nude models sat behind the window allowing the pedestrians to be the artists and the street to be their workshop. Anyone who felt like it, could help themselve to the provided drawing-equipment, sit in front of the window and sketch. Several artists who have previously exhibited their work here also participated. Konzept by stefanie seidl.

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‚Schatten der Entschleunigung’ von Moritz Frei
T-Shirts mit Brandflecken, Fotografie

Ein altes Bügeleisen steht im Mittelpunkt Moritz Freis neuerster Werkserie ‘Schatten der Entschleunigung’. 
Zunächst fasziniert vom Brandfleck auf einem alten Bügelbrettbezug wurde das Bügeleisen zu seinem treuen Begleiter 
bis hin zu den Ruinen von Angkor Wat. Es entstanden Fotografien, Arbeiten auf Leinwand und Performances. 
Für das Berlin-Weekly zeigt er neben einer großformatigen Fotografie eine ortsspezifische Bodeninstallation.

Ein großes Foto einer Buddhastatue in Angkor Wat, deren fehlender Kopf durch ein altes Bügeleisen ersetzt wird. Gleich einem Gebetsteppich liegen vor diesem Foto auf dem Boden mehrere T-Shirts verstreut. Auf den weißen Shirts sind Brandflecken in Form des heissen Eisens zu sehen. Offensichtlich verweilte das Bügeleisen beim Bügeln zu lange  auf den T-Shirts oder wurde dort vergessen.

Der Künstler Moritz Frei weist damit auf die gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Entwicklung in unseren westlichen Industriegesellschaften hin. Diese hat eine Dynmik gewonnen, die durch permanente Überforderung, Zeitmangel und Multitasking,  in alle Lebensbereiche Hektik und sinnlose Hast hineinträgt. Durch Entschleunigung und Wiederentdeckung der Langsamkeit, leben wir bewusster und können uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren  – vielleicht brennt dann sogar weniger an…..

Window 84

 

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Terabyte und Kilogramm von Almut Determeyer und Claudia Shneider
2015, Verpackungskartons, Monitor, Video www.Almut-Determeyer.com, www.rupertwalser.de/shneiders/Shneider_overview.htm

EINS IST HIRN-SCHMALZ – DAS ANDERE GEWICHT
EINS IST IMMATERIELL VIEL – DAS ANDERE VIEL MATERIAL
WIEGEN SICH AUS UND ZEIGEN DAS GLEICHE
UND DAS IST WERBUNG
WIE ES SICH FÜR EINEN MARKT GEHÖRT

In unserer Konsumwelt, und speziell in Berlin, einer Stadt mit ca. 20.000 ansässigen Künstlern, ist es für den einzelnen Künstler eine große Herausforderung die Beachtung der eigenen Show/ Arbeit zu finden.
Überall werden wir mit Werbung bombardiert: Sexy Slogans, heiße Brands und Logos auf bunten Verpackungen buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Was sollen wir anstellen um unsere Kunst zu verkaufen?
Unsere Installation im hohen, hell erleuchteten Schaufenster von Berlin-Weekly fordert zu einem Wettbewerb mit all den anderen Schaufenstern heraus.

Im hinteren Raum werden Arbeiten der beiden Künstlerinnen Claudia Shneider und Almut Determeyer getrennt gezeigt.

Auf der rechten Wand ist Almut Determeyers Werkgruppe „Mrs Shrink Says“ zu sehen. Auf den Arbeiten erscheinen Sätze und Worte als Resultat einer fiktiven psychoanalytischen Sitzung. In der Weise, wie Determeyer die Begriffe in neue Bildzusammenhänge setzt und zu überspitzten Bedeutungen wandelt – erhalten die Arbeiten einen radikalen–aber auch positiven–Drive.
“Art is a doctor“ ist das allumspannende Motto.

Auf der linken Seite finden wir Claudia Shneiders Arbeiten. Aus dem Bauch heraus, vom Herzen geleitet und durch die Hand geführt entstehen ihre Zeichnungen. Jeder Strich muß sitzen; eine Zeichnung muß sagen, was sie meint. Ein weiterer Link zu ihrer Welt sind die Titel. Shneiders Themen sind Umweltfragen und Soziale Belange.

Window 83

 

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„On the far side“ von Simone Lanzenstiel

In ihrer Ausstellung „On the far side“ zeigt Simone Lanzenstiel eine Wandmalerei, die sie in den Raum hin erweitert. Von der Architektur des Ortes ausgehend entwirft sie einen „Mal-Raum“ und löst dabei die Malerei aus der Zweidimensionalität. Neben Acryl- und Sprühfarben verwendet sie unterschiedliche Materialien wie Papiersäulen, Holzlatten, Plastikfolie, Vliesstoff und Klebeband. Diese werden zu alternativen Bildträgern und agieren selbst als Linien und Formen im Raum.

Die aus dem Alltag entlehnten einfachen Materialien sind Relikte aus dem urbanen Raum, die Lanzenstiel malerisch verarbeitet und zu scheinbar zufällig arrangierten, raumgreifenden Ensembles kombiniert. Lanzenstiel lässt sich von der ‚Patina der Stadt‘, von Baustellen, herabgerissenen Plakaten und Spuren an Hauswänden inspirieren, die sie dann in die Sprache der Malerei übersetzt. Die Leichtigkeit der Zusammenstellungen ermöglicht ein fast beiläufiges Ineinanderfließen der verschiedenen Bildträger.
Es entsteht ein dreidimensionaler Bildraum, der auf vielschichtige Weise immer wieder unterschiedliche Ansichten zulässt. Über die Ansicht des Schaufensters wird dieser schliesslich wieder in die Fläche zurückgeführt.

Window 82

 

greiner2

I ∞. Andreas Greiner und Armin Keplinger
www.andreasgreiner.com www.arminkeplinger.de

Aus der präzise berechneten, geometrischen Form einer virtuellen Skulptur auf dem Bildschirm eines Computers erfolgt über das von 3-D-Printern adaptierte Herstellungsverfahren die Übersetzung in eine „greifbare“ Materialität. Doch wächst die „Säule“ nicht, wie zu erwarten, zunehmend in die Höhe, sondern löst sich wieder auf, bleibt einer stetigen Verflüssigung unterworfen.

Mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegt sich während der Laufzeit der Ausstellung ein Druckerkopf an einem Metallarm langsam hin und her und fährt dabei die Konturen einer Rautenform kontinuierlich ab. In der Wand verankert, nimmt diese technische Versuchsanordnung den Projektraum für mehrere Wochen in Beschlag. Sukzessive wird Wachs auf den Boden aufgetragen, das dabei deutliche Spuren hinterlässt. Eine Schicht folgt auf die andere, doch bringt der erhitzte Untergrund den gerasterten Körper zum Schmelzen, ähnlich des unwiederbringlich verschwindenden Paraffin-Blocks bei Aspect Ratio (2013) – ebenfalls eine Kooperation der beiden Künstler. Die ursprüngliche Form ist zwar noch angedeutet, aber schon im Verschwinden begriffen und mutiert zu einer amorphen, organisch anmutenden, zähflüssigen Masse, an deren lavaartiger Oberfläche sich aufgrund der unterschiedlichen Festigkeitsstadien die werkinhärente Zeitlichkeitsstruktur ablesen lässt.

Der Grenzenlosigkeit und Kalkulierbarkeit des virtuellen Raums sind die physikalisch bedingten, teils in Entropie mündenden Gesetzmäßigkeiten unserer alltäglichen Lebenswelt und damit die Dekonstruktion des maschinell geschaffenen Objekts gegenübergestellt. Entstehen, Wachsen und Sterben gehören zusammen. (Ver-)schmelzen hier die mit dem Glauben an die Technik verbundenen Utopien? Menschliche Hybris einer Domestizierung jeglicher Materie? Anspielung auf das Scheitern beim Turmbau zu Babel?

Greiner und Keplinger schaffen das Setting für diese „unendliche Säule“ und übertragen anschließend die weitere Verantwortung Apparatur und Werkstoff. Nur vor dem inneren Auge lässt sich das eingespeiste Motiv dieser mental sculpture vervollständigen, in die Höhe weiterdenken. Ausstellungsexponat ist der Prozess selbst, kein voraussehbares Endergebnis. ” Ursula Ströbele

Window 81

 

’seconds machine‘ by JURGEN OSTARHILD
www.ostarhild.eu

vom 1.10.2014 -14.03.2015 wird auf der Website des Künstlers jede Sekunde eine sechsstellige Zeichenkette generiert, die den 16 777 216 Farben entsprechen, die der Computer im RGB-Farbraum darzustellen vermag. Diese können als HASHTAG POEMS gelesen werden. Es dauert 194 Tage um alle Hexadezimal Farbencodes und die dazu simultan generierten entsprechenden Farben im Sekundentakt zu zeigen. Im Schaufenster von Berlin-Weekly wird daraus ein Zeitfenster von 3 Wochen als Projektion gezeigt. Es entsteht eine zeitbasierte Farbtafel, deren extrem weiche, für das Auge kaum wahrnehmbaren, Farbverläufe alle 256 Sekunden durch eine chromatische Fraktur getakted scheint.

From 1st October 2014 till 14th April 2015 „the seconds machine“ is running on the artist’s website. This generates a new colour code every second from the 16,777,216 million different colours of the RGB colour space. With a speed of one second per colour code, it takes over six months to view such a large number of colours. The seconds machine generates the corresponding colours synchronously to the hexadecimal codes. If you look at the colour projections, you can’t recognise that the colours are changing at first glance. The viewer will see a monochrome light like a headlamp with a colour filter. Only by the simultaneously passing colour codes one realises that every second a different shade is shown. About every 4 minutes there is a visible color jump. Berlin-weekly shows a time frame of 3 weeks.

Window 80

 

‚IST DA WER‘ von Margarethe Mast 
www.margarethe-mast.com

Die interaktive Installation ‚IST DA WER‘ von Margarethe Mast thematisiert den transparenten Mensch. Modernste Überwachungsmethoden ermöglichen das Sammeln von immer mehr Informationen jedes Einzelnen. Macht der dadurch entstehende Verlust von Anonymität den Menschen schon zu  einem gläsernen Objekt?
Neben der staatlichen Überwachung der Bürger, die durch Themen wie „Terrorismus“ gerechtigt wird, sorgen Social Media wie Facebook für immer mehr Transparenz. Dort entscheidet man sich selbst für eine Offenlegung  seiner Privatsphäre.  Es entsteht der Eindruck, als wäre das Bedürfnis des Teilens und Kommunzierens stärker als der Schutz der eigenen Privatsphäre. Der User wird zum Selbstdarsteller und gleichzeitig zum Voyeur und Überwacher.

The  interactive installation ‚WHO’S THERE‘ by Margaret Mast addresses the issue of a transparent society. State of the art monitoring methods enable the collection of more and more information of each individual. In addition to the surveillance of citizens, which the government  justifies by the risks of „terrorism,“ Social Media such as Facebook are boosting the degree of transparency. Here you can decide yourself for a disclosure of your privacy. One gets the impression that the need of sharing and communicating is stronger than the protection of  the own privacy. The user becomes a self-promoter and at the same time a voyeur and controller

Window 79

 


DRAUSSEN von Bettina Khano
bettinakhano.de

Druck auf Stoff, 220 x 356 cm, Licht, Diaprojektion, 2014

Der Betrachter auf der Straße schaut in ein Schaufenster. Ein Vorhang hängt an der Wand. Warmes Licht und die Streben eines Fensters zeichnen ein Muster, der Schattenriss eines Strauches ist zu erkennen. Eröffnet sich hinter dem Vorhang ein Garten oder ist es ein Blick in einen Wohnraum? Spiegelt der Schattenriss auf dem Boden dieses Fenster oder ein anderes? Das Fenster, dessen Schatten auf dem Vorhang bzw. dem Boden auftaucht bleibt ein Bild. Die Installation Draußen öffnet die Vorstellung auf die Welt hinter dem Vorhang und stellt die Frage nach dem Ursprung der Schatten. Die Abwesenheit eben dieser Welt wirft uns auf unsere Anwesenheit hier vor Ort zurück.
Das Fenster ist Ort des Ausblicks und Ort des Einblicks, das Schaufenster gibt den hinter der Fassade liegenden Innenraum ganz zur Betrachtung frei. In dem Wechselverhältnis zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit, zwischen Innen und Außen, stellt die Arbeit DRAUSSEN das Schaufenster selbst zur Schau.

Window 78

 

FLOATING by Jenny Keuter
2014, Wollfäden, schwarze Farbe
www.jennykeuter.com

Die Arbeit FLOATING von Jenny Keuter besteht aus feinen, farbigen Linien, die ineinander verschachtelte abstrakte Formen bilden. Diese filigranen Formen erstrecken sich größtenteils in der oberen Hälfte des Ausstellungsraumes und scheinen darin zu schweben. Mit jedem Betrachtungswinkel ändert sich der Eindruck des Liniengebildes und eröffnet neuen Interpretationsspielraum. Die Installation wurde für die Räumlichkeiten des Berlin-Weekly konzipiert und will die räumliche Beschaffenheit ausloten.

Jenny Keuter’s site-specific installation FLOATING tries to examine the spatial structure and character of the exhibition space at Berlin-Weekly. Fine colourful strings form some interlaced abstract shapes. They are attached mainly in the upper part of the room where they seem to float in the air. When viewed from different angles the impression of this delicate formation will change.

Window 77

 


FLYER von Minyoung Paik
2014 www.minyoungpaik.com

„Man muß sich beeilen“, schrieb Paul Cézanne 1906, ernüchtert von den Umwälzungen des hereingebrochenen Industriezeitalters, „wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet.“ Es verschwanden die alten Straßen unter neuen, Landschaften unter den Städten, bald die Städte unterm Bombenhagel. Wie um das Entgleiten der Dinge hinauszuzögern, haben wir seitdem Instrumente erfunden, sie festzuhalten und aufzubewahren. Photographie, Film und digitale Medien verdoppeln gleichsam die verblassende Welt und ersetzen sie durch Bilder, die ihre eigene Realität beanspruchen. Diese Welt aus zweiter Hand ist für viele inzwischen zu ihrer eigentlichen geworden: für den Touristen, der anhand der Facebookpostings feststellt, wie sein Urlaub gewesen ist, wie für den Kunstliebhaber, der die Mona Lisa hundertfach aus Büchern kennt und dann enttäuscht ist, wenn er vor dem panzerglasgesicherten Original steht. Die zeitgenössische Kunst mag, um unverwechselbar zu bleiben, auf die Allgegenwart der Bilder mit dem Rückzug aus der Abbildlichkeit reagieren – von der visuellen Überhitzung wird sie trotzdem voll erfasst: als Konkurrentin um Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geld, aber auch als Mitverursacherin des Bilderstroms, die einen immer schneller rotierenden Markt beständig mit Nachschub versorgt. Nicht ohne Grund also fliegen uns ihre Produkte in Minyoung Paiks „Flyer“ in einem atemberaubenden Tempo um die Ohren. Wie Derwische drehen sich sechs Postkartenständer um die eigene Achse, und mit ihnen die Warhols, Richters, Naumans und wie sie alle heißen. 480 Werke aus der Hamburger Kunsthalle, dem Stedelijk Museum in Amsterdam, der Basler Fondation Beyeler, der Malmö Konsthall und etlichen anderen Sammlungen sausen vorbei, dass einem schwindlig wird. Ihre Konturen und Farben, Menschen und Gegenstände verschwimmen im Vorüberzischen zu bunten Schlieren, als würde mit der Kunstgeschichte Hula-Hoop getanzt. Sie blitzen auf und verschwinden; und wir müssen uns eben beeilen, wenn wir etwas sehen wollen. / Christian Hartard

Window 76

 

DESTILLAT von Renate Wolff und Martin Pfahler,
2014, Finpappe, Metalgerüst, Velourfolie
renatewolff.de www.martinpfahler.de

Bei dem chemischen Trennverfahren der Destillation wird aus einem Gemisch verschiedener Stoffe ein angereichertes Extrakt gewonnen. Renate Wolff und Martin Pfahler entwickeln aus ihren verschiedenen Arbeitsweisen ein bildnerisches DESTILLAT anlässlich des gemeinsamen Ausstellungsprojektes bei Berlin Weekly. Die Ausstellung ist das Ergebnis der Kooperation ihrer unterschiedlichen und doch verwandten Arbeitsweisen, bezogen auf die vorhandene Architektur.
Renate Wolff die mit grossflächigen Wandmalereien bekannt wurde, bestimmt den Galerieraum durch ein Gefüge aus Farbstrukturen, das in die vorhandene Architektur eingreift, sie neu gliedert und rythmisiert.
Martin Pfahler arbeitet vorwiegend mit Architekturskulpturen. Urbane Oberflächen erscheinen in seinen Arbeiten wie flache Reliefs, die in den Raum gefaltet und von fragilen Gerüsten gehalten werden. In seiner Arbeit zu DESTILLAT spielt er mit den entleerten Formen alltäglicher Verpackungsdisplays, die in der Regel mit Bildern und Texten bedruckt, ihren verborgenen Inhalt repräsentieren. Im DESTILLAT der gemeinsamen Arbeit verbindet sich Renate Wolffs Bildgrund mit dem skulpturalen, raumgreifenden Bildträger von Martin Pfahler.

Window 75

 


“We never promised ourselves a symphony”, an interaktive sound installation by Leon Eixenberger and Domenikos de Visser
www.leoneixenberger.net www.facebook.com/humonkeyinstruments/info

Mit Leon Eixenberger’s interaktiver Sound-Installation hat Berlin-Weekly das erste Project Space Festival a href=“http://www.projectspacefestival-berlin.com/home-de/“>www.projectspacefestival-berlin.com/home-de/
im August 2014 ‘ausklingen’ lassen. Die Installation bestand aus diversen Klangkörpern, die der Künstler zusammen mit dem Instrumentenbauer Domenikos de Visser für diesen Raum entwickelt hat. Der Raum stand von 12 – 24 Uhr offen – das Publikum , darunter auch viele zufällig vorbeiziehende Passanten, waren eingeladen sich hier niederzulassen und gemeinsam zu spielen.

As the last part of the Project Space Festival Berlin, Leon Eixenberger showed in collaboration with the the experimental instrument builder Domenikos de Visser an interactive sound installation. All day long the public used intensively the opportunity to join in and play those instruments. The work expressed Berlin-Weekly’s attempt to open itself into the public space and tune people into a conversation“

„Together we remember playing the lamps in the tiny, hardly used room, with the narrow east window.
Our ponderosity lies in the hollow volume of their bodies.
Let us look for the moment, where we can drop the weight of being conscious about all the things that happen in the world.
Your marble care falls down onto the tickling floor.
The autonomous tensioning devices release our feet’s half knowledge.
They can open your children to travel through sonic complexities.
Free sailing, on waves cleared from the international languages of cooperate orchestras.
You equalized yourself!
Inside an embarrassing beauty of dissonance.“ Leon Eixenberger

Window 74

 


ALLEGORY by Virginie Mosse
2014, www.virginiemosse.tumblr.com

The errant allegory of symbols.
Die Installation al.le.go.ry besteht aus einem kleinen Leuchtkasten mit einem Fragezeichen, der den Raum von hinten beleuchtet. Dazu ist ein monumentaler mit einem abstrakten Muster bedruckter Vorhang im Raum perspektivisch installiert. Beide „Zeichen“ theoretisieren das Thema „Abstraktionsrepräsentation“. Das Berlin –Weekly Fenster funktioniert für diese Allegory als Bildraum. Die Installation zentriert die Wahrnehmung auf eine zeitgenössische Allegorie. Es ist eine Exkursion in die Problematik und das Vokabular der Kunst – ein Versuch die Grundkonzepte bildlich (Fenster) in der Realität darzustellen.
In ihrer multimedialen Konzeptkunst interessiert sich Virginie Mosse für den Mechanismus der visuellen Wahrnehmung und die Funktion der Symbolik. Durch die Vermischung von etablierten Genren und dem häufigen Wechsel zwischen Bild und Sprache zeigt sie die komplexe Beziehung zwischen Realität und Fiktion. Anhand der Auseinandersetzung mit der Macht von Ikonografien und Ideologien und der Aufarbeitung von Mythen forscht die Künstlerin nach den Zusammenhängen von Geschichte und Kultur.
(Stefanie Seidl, Berlin Weekly)
(Preise und nähere Informationen nach telefonischer Vereinbarung)

Englisch
The symbol’s errant allegory. A story of definitions in visible form.
The installation Al.le.go.ry consists of a small light box with a question mark, illuminating the space from behind, and a monumental curtain printed with an abstract pattern, installed in the room (in perspective). Both „signs“ theorize the theme of „abstract representation“, according to the concept of the Berlin-Weekly gallery window which is used as a pictorial space.
The installation centers the perception on a contemporary allegory. It’s an excursion into the problems and the vocabulary of art, a theory of the visual or a ABC depicting those basic concepts figuratively (window) in the reality.
In her multi-media concept art, Virginie Mossé is interested in the mechanism of visual perception and the function of symbolism.
By mixing established genres and frequently switching between image and language, she shows the complex relationship between reality and fiction.
Basing herself on the discussion of the power of iconography and ideology and the work-up of myths, the artist practices a constant research on the links between history and culture. (prices by arrangement)

Window 73

 


‚Sarah Winchester Revisited‘ by Tina Born

Ortsbezug, Zitat, Geschichte und narrative Strukturen sind Ausgangspunkte für Tina Born´s zumeist dreidimensionale Arbeiten.
Das Ausstellungsprojekt Sarah Winchester Revisited bezieht sich zum einen auf die Geschichte der unter Verfolgungswahn leidenden Erbin des Winchester Rifle („The Gun that Won the West“)- Imperiums Sarah Winchester (1837 – 1922), zum anderen auch auf den Projektraum BERLIN-WEEKLY, für den Tina Born den architektonischen Vorgaben und Besonderheiten des Ortes folgend, eine raumgreifende Installation entwickelt hat. Die titelgebende Person Sarah Winchester ist bekannt dafür, dass sie ihr Vermögen darauf verwandte, ihr Anwesen in eine labyrinthische Festung umzubauen, um dadurch ‘böse Geister’ und imaginierte Verfolger zu verwirren und abzulenken. Für BERLIN-WEEKLY zeigt die Künstlerin 2 raumbezogene Arbeiten.

Window 72

 


LOW DENSITY by Julie Weideli and Bernd Purkrabek

www.julieweideli.com and www.berndpurkrabek.com

Es ist die Schönheit der vermeintlich einfachen Dinge, die uns dazu bewogen hat die „low density“- Konzepte zu erarbeiten. In unserem Projekt, das aus mehreren Teilen besteht, versuchen wir durch scheinbar einfache Elemente wie Wasser, Luft, Licht und Oberflächen das optische Empfinden für den Betrachter zu verdichten und dadurch dessen Aufmerksamkeit auf minimale und unscheinbare Vorgänge zu fokussieren.

Die Installation zeigt ein Triptychon bestehend aus 3 hellen Fenstern:

Low density1
Das erste Fenster zeigt einen Lichtstrahl, der durch einen Wassertropfen gebrochen wird. Die Lichtquelle sowie die gleichmäßig fallenden Wassertropfen sind für den Betrachter nicht sichtbar. Erkennbar ist nur die Reflektion des Tropfens in Form eines kurz aufflackernden Lichtreflexes.

Low density 2
Das zweite Fenster zeigt das Zusammenspiel von Luft und Wasser. Vor einem hellen weißen Hintergrund gleitet Wasserdampf wie fließender Morgennebel von oben nach unten.

Low density 3
Das dritte Fenster besteht aus Wassertropfen, die sich auf der angeleuchteten Scheibe zu kleinen Rinnsälen sammeln und langsam die glatte Oberfläche herunter perlen.

Die Installation ist jeden Tag von 18 Uhr bis 2.00 zu sehen

Engl.

Space – Water – Light

The beauty of simple things in life is what inspired and us to create the ‚Low Density’ concept.
Consisting out of various parts, our project uses simple elements such as water, air, light and surfaces in order to compact the optical sensation and make the viewer’s attention focus more on minimal inconspicuous details.
The instalation shows a triptych consisting of 3 light windows.

Low density 1
The first window shows a light beam getting split by a drop of water. Both the light source as well as the falling water drops aren’t seen by the viewer. Only the drops reflection is shown in form of a short flair of light reflection.

Low density 2
The second window shows the interaction between air and water. Steaming water vapor rises over a light background resembling morning fog.

Low density 3
The third window consists of water drops on the brightly lit surface which gather in rills and slowly glide down the smooth surface.

Window 71

 


‘The soup of a body past: notes on evaporation’ by Asako Iwama & Nina Schuiki
2014
, Salz, Text

www.asakoiwama.net
www.ninaschuiki.org

Als üblicher Nahrungszusatz, tritt Salz in der Natur als Rest des Prozesses von Verdunstung auf. Wo die rauen Kanten einer Salzschicht die Verwandlung von Wasser in Dampf visualisieren, ist das Palimpsest zur selben Zeit auch ein subtiler Prozess der Erhaltung und Konstruktion von historischer Erinnerung.

Die Berliner Volksküche befand sich im späten 19. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert in der Linienstraße und wurde nicht nur als ein Mittel um Nahrung an Bedürftigte bereitzustellen eingerichtet, sondern unterstützte auch die Rolle der Frauen im Krieg. Diese Spuren werden hier durch eine zusätzliche Schicht in den Raum der Linienstraße 160 aufgenommen und in Erinnerung gerufen. Die Architektur dient somit als Kontur um einen anderen physikalischen Prozess zu umreißen, sowie körperlicher und zeitlicher Natur.

As a common additive to food, salt occurs in nature as residual process of evaporation. Where the jagged edges of a layer of salt leave a visualization of water’s disappearance into vapor, the palimpsest is also a subtle process of preservation and a construction of historical memory.

The Berliner Volksküche was located on Linienstraße during the late 19th to early 20th century, founded not only as a means to provide food and sustenance to those in need but also support the role of women during war. Its traces are remembered here as a layer added to the space of Linienstraße 160. The architecture serves thus as a frame for outlining another body of physical processes, both corporeal and temporal.

Window 70

 

‚Notes on duration‘ by Nina Schuiki
2014, www.ninaschuiki.com

Notes on duration basiert auf einer Bestandsaufnahme von einfallendem Licht in den Projektraum, – sowohl als historische Aufzeichnung so wie als Eingriff, der das Verhältnis von Raum und Zeit verzerrt. Für die Fortsetzung ihrer Arbeitsserie ‘Echos‘ hat die Künstlerin die Umrissformen des einfallenden, reflektierenden Lichts in dem Projektraum vermessen und verzeichnet. Diese ergänzt sie mit aufgenommenen Lichtflächen aus der umgebenden Architektur der Linienstraße. Damit erzeugt sie eine narrative Struktur zwischen den real einfallenden und den projizierten Lichtumrissen. Indem sie den Reflektionen eine spürbare Form gibt, wird das Medium Licht zum Akteur. Die dadurch entstehende Kartographie bereitet dem was eigentlich ephemer und stets im Wandel begriffen ist eine Bühne. Anwesenheit und Abwesenheit verschränken sich für die Dauer der Ausstellung auf eigentümliche Weise.

Engl.

Notes on Duration refers to the inventory of passing moments of incident light, both as a historical record and as an interposition that distorts relations ­between time and space. For this version of the on-going Echoes series, the artist has measured and documented actual silhouettes as they are reflected into the ­project space throughout the day, creating a narrative that plays with the ­real-time ­natural light in the room and the subtle intervention of other ­silhouettes ­recorded from neighbouring architecture on Linienstraße. The resulting map casts light as its actor, outlining the shapes of incidents in time—not only as an alter-geography of urban flux but also as an elusive dialogue between presence and absence.

Window 69

 

‘The Voyager Project’ 2014 by Ruby Anemic
(Neon Röhren, 2 runde Spiegel, Drehmotoren, Baumstamm)

“The Voyager Projekt’ ist inspiriert von meiner frühen kindlichen Faszination der Weltraumtechnik. Die Installation basiert auf Formen von Satelliten – schwebende runde rotierende Objekte und auf die Distanzen, die sie zurück gelegt haben. Es geht mir dabei sowohl um die Darstellung von Licht, Zeit und Raum als auch um unsere Faszination von der Weltraumtechnik in den 60 und 70er Jahren.
Die Mission ‘Voyager 1’ ist eine Raumsonde, welche die NASA zur Erforschung des äußeren Planetensystems 1977 startete. Sie gilt heute noch als einer der größten Erfolge der Raumfahrt, da sie das am weitesten von der Erde entfernte von Menschen gebaute Objekt überhaupt ist und noch heute regelmäßig Daten zur Erde sendet.‘
Ruby Anemic

www.rubyanemic.com

Window 68

 

‘Clair Obscur’ by Lene Fischer und Jörn Weidenmüller
(projector, aluminium powder, optical filter)

Die Installation ‘Clair Obscur‘ beschäftigt sich mit dem Unsichtbaren im Sichtbaren. Die beiden Designer Lene Fischer und Jörn Weidenmüller erforschen die Grenzen menschlicher Wahrnehmung im Grenzbereich zwischen Technologie und Kunst. Basis für die Installation bildet eine neue Projektionstechnologie, durch die das erzeugte Bild für das menschliche Auge zunächst unsichtbar bleibt. Erst beim Blick durch ein spezielles Fenster mit einem Hightech Filter entpupppt sich das weiße Licht der Projektion als bewegtes Bild.

The installation ‘Clair Obscur‘ by designers Lene Fischer and Jörn Weidenmüller deals with the invisible inside the visible. Different levels of reality and the limitations of human perception are explored at the crossroads of technology and art. The basis for the installation is a new projection technology. Not perceptible for the human eye, the generated moving images only become visible when viewed through a special window with a hightec filter.

www.fischer-weidenmueller.com

Window 67

 

APPARATUS FOR SINKING BODIES by Max Frisinger

Max Frisinger präsentiert in dem verschlossenen Schaufensterraum von Berlin-Weekly in der Linienstraße eine Rauminstallation, die sowohl orts- als auch raumspezifisch zu verstehen ist. Seit einem Jahr sieht man über die fast ganze Länge der Linienstraße hinweg die Rohre zur Absenkung der Grundwasserentsorgung. Mit ihrer auffallenden rosa Farbe und der verschlungenen Linienführung wirken sie wie eine Installation im öffentlichen Raum. Mit seiner Installation APPARATUS FOR SINKING BODIES greift Max Frisinger in diese nach technischen Anforderungen entstandene öffentliche Inszenierung ein und schafft eine eigenständige in sich geschlossene dynamische Skulptur. Hinter der verschlossenen Glastür des Galerieraumes erscheint diese wie ein wertvolles unantastbares Objekt in einer Vitrine ausgestellt und bildet dadurch einen spannenden Kontrast zu der technischen Inszenierung auf der Straße. Das Konzept der Schaufenstergalerie aufnehmend, spielt der Künstler mit den Parametern von Innen- und Außenraum.

Max Frisinger ist 1980 in Bremen geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Max Frisinger presents in the closed storefront space of Berlin-Weekly in Linienstraße an installation which is both site- and space- specific. Already since a year one can see thick metal tubes for lowering the groundwater disposal running along the length of Linienstaße. With its striking pink colour and the intricate lines they appear almost like a public space installation . With his installation APPARATUS FOR SINKING BODIES Max Frisinger intervenes in these technical requirements and creates an independent self-contained dynamic sculpture. Exhibited behind the locked glass door of the window gallery space the sculpture acts as a valuable untouchable object in a display case and thereby forms an exciting contrast to the technical structure in public space. Following the concept of the window gallery, the artist plays with the parameters of interior and exterior space.

Max Frisinger was born in Bremen, Germany, in 1980. He lives and works in Berlin. See full information http://max.culturalspot.org/home

Window 66

 


»Lake« by Sven Stuckenschmidt
(black acrylic strips, studio lamp)

»Konkrete Alltagserfahrungen geben Hinweise auf vergessene Bilder meiner Erinnerung. Persönliche Erinnerungen aus verschiedenen Zeiten und Räumen werden mit der Alltagswelt vermischt und verknüpft. Ich abstrahiere und objektiviere diese individuellen Bilder soweit, dass sie für den Betrachter wiederum eigene, subjektive Assoziations- und Anknüpfungsmöglichkeiten bieten. Dafür wähle ich Motive des kollektiven Gedächtnisses, Kindheitserfahrungen oder gemeinsame Rituale, Ängste und Sehnsüchte und verbinde formale Gesichtspunkte mit inhaltlichen Konnotationen. Ein »narrativer Minimalismus«, der sich neben bewussten Entscheidungen für Material, Oberflächen und Formen in die gesellschaftliche Realität ausdehnt. Es entstehen Arbeiten, die an der Grenze zwischen erkennbarer Realität und den offenen Möglichkeiten unserer Vorstellungskraft pendeln.“
Sven Stuckenschmidt

»Lake«:
Die Arbeit »Lake« vereint zwei bekannte Gefühle. Die schwarzen glänzenden Acrylglasplatten bilden die abstrahierte Darstellung einer Wasseroberfläche bei Nacht, die Lampe spiegelt sich als »Mond« darin. Man kann sich an eine romantische Szene an einem See erinnert fühlen, gleichzeitig auch an einen dunklen, bedrohlichen Hinterhof mit Pfützen, an dem gleich etwas schreckliches passieren könnte.

„Lake“: The soul of simplicity, Lake consists of glossy black acrylic strips placed contiguously on the floor, a lamp shining on it from above. Look at it from different angles and you see moonlight on a lake’s glassy surface: the illusion of depth, the poetry of a clear night sky, conveyed with a minimum of materials and a maximum of imagination. This is the essence of abstraction.

Window 65

 

The ‚Fugitive Room‘ by Nessrine Fargal, Angelique Kuenzle, Valentine Maeder, Cecile-Diama Samb
A project by students of space design of the Geneva University of art and design. Guest professors: Pierre Jorge Gonzalez, Judith Haase www.gonzalezhaase.com

Der Ausgangspunkt diese Projekts von Studenten der Geneva University of Art and Design war den Raum mittels eines Objekts selbst auszustellen. Berlin-Weekly präsentiert sich immer frontal aus dem selben Blickwinkel von der Straße aus gesehen. Der vertikale Rahmen des hohen Galeriefensters überlagert den Ausstellungsraum wie ein festes Raster. Bewegung , Blickwinkel und Licht sind die Hauptthemen, die den Raum verkörpern sollen. Die Verlängerung des prägnanten schablonenhaften Fensterrahmens mittels seinen eigenen Schattens stellt eine Verbindung des statischen Rahmens mit dem Ausstellungsraum her. Der Schatten, der sich bewegt wird hier zu einem physischen, realen Objekt.

The starting point of this project is to exhibit the space itself by designing a conceptual object. Berlin-Weekly presents itself always from the same point of view seen from the street. Therefore the outside vision of the gallery always stays the same. Moreover, the vertical frame of the gallery’s high window front superimposes itself repetitively on the exhibition space. Movement, point of view and light are the principal themes that conducted this project. The prolongation of the frame via its own shadow reconnects to the frame’s staticity within the exhibition space. The shadow that moves becomes a physical and imposing object.

Window 64

 


HEADROOM von Barbara Wille
www.barbarawille.de

In der ehemaligen Hofdurchfahrt des Gebäudes Linienstraße 160 befindet sich heute der Projektraum BERLIN-WEEKLY. Der Kopfsteinbelag im Bereich des Bürgersteigs und die seitlich am Eingang der Durchfahrt befindlichen Eckteine sind heute noch bauliche Zeugen der ursprünglichen Funktion. Die Installation HEADROOM’ der Berliner Künstlerin Barbara Wille ist ein diskreter Verweis auf diesen Doppelcharakter des Ortes. Dessen lichte Maße werden aufgenommen und auf einem Möbelfragment im Raum eingerichtet.

In the former gateway of the building Linienstr.160 you will find today the project space BERLIN-WEEKLY.  The cobblestone on the pavement area and the old corner stones on each side of the gateway are still architectual witnesses of the original function. The installation ‘HEADROOM’ by the Berlin based artist Barbara Wille is a discrete reference to the dual nature of this place. The measured clearance dimensions of the gate are picked up and are set up within the room on a fragment of furniture.

Window 63

 

‚Materialien‘ Installation mit Arbeiten von Oliver Herrmann
5. März 1963 – 4. September 2003
inszeniert von Karl-Ernst Herrmann, Momme Röhrbein, Christine Schäfer und Robert Zimmermann

Oliver Herrmann war Portrait Fotograf und arbeitete viele Jahre als Theaterfotograf mit Regisseuren wie George Tabori, Claus Peymann und Luc Bondy. Von 1981-1998 portraitierte er die zahlreiche bekannte deutsche Schauspieler und Persönlichkeiten. Als Regisseur realisierte er einige preisgekrönte Musikfilme zusammen mit der Sopranistin Christine Schäfer, seiner Lebenspartnerin. ( ‚Eine Nacht. Ein Leben‘, ‚Le Sacre du Printemps‘ ). Oliver Herrmann starb 2003 im Alter von 40 Jahren.
Im berlin weekly Fenster kann man ca. 100 seiner Fotos nun innerhalb der Installation als Diashow betrachten. Seine Musikfilme sind zu sehen unter dem
Passwort: eins54
Le Sacre du Printemps: http://vimeo.com/eins54/sacre
Pierrot Lunaire: http://vimeo.com/eins54/pierrot
Dichterliebe: http://vimeo.com/eins54/dichterliebe

Window 62

 

‚Projekträume Traces’ by Amelie Ramseyer, Anne -Catherine Hittinger, Hila Sarah Simon und Manon Portera

A seminar on art project spaces was developed at the Geneva University of Art and Design by Gonzalez Haase AAS. www.gonzalezhaase.com

The phenomena of „Projekträume“ in Berlin is an exceptional example in the world’s art scene due, not only to the amount of available spaces in the city to shelter this movement but also by the active artistic community of Berlin which tries to find a model for collaborative projects.  Since 1972 many project spaces already disappeared and many will eventually disappear because of a lack of money as well as the lack of empty affordable spaces caused by gentrification.
The idea of this exhibition is to identify all of the «Dead Projekträume» to show that they existed and that nowadays their trails are minimal. Besides, default to not being known by the public, they have a place in history by taking a census of them. This is why highlighting them but also contrasting them with the ones still « alive » leads to a better comprehension of it’s history and status. The work is based on an interactive map of project spaces produced by Severigne Marguin and on screenshots taken on Google street views of each «Dead Projekraum» address. Some of them became completely different from what they were, such as: shops, malls, bridges, hotels, restaurants, etc. The display of this exhibition is very simple: raws of frames on walls. The pictures are organized from the oldest to the most recent «Dead Projekträume» creation’s date. On the last wall, a few frames are missing. With the present expansion of gentrification it probably won’t take long until also these gaps will disapear.

With the installation Berlin-Weekly also tries to make the public aware of the precarious financial situation of most project spaces in Berlin.

Window 61

 

Stuck: Zwischen den Wänden - Alanna Lawley

‚Stuck: Zwischen den Wänden‘ von Alanna Lawley

Den Einfluss räumlicher und architektonischer Beziehungen eines jeden Individuums innerhalb seines privaten Gefildes als Ausgangspunkt nehmend, kontrolliert Alanna Lawley die Erfahrung mit dem zeitweiligen gegenständlichen Umfeld, das sie selbst konstruiert. Durch das Eingrenzen von Raum untersucht Lawley, wie vorsätzlich fragmentarische Flächen eine Erfahrung von Abgrenzung, Beklemmung und Isolation erschaffen, die den Betrachter sämtlicher Freiheit berauben, sich jemals vollständig in einer konkreten Zeit oder an einem bestimmten Ort orientieren zu können.

Lawley schloss im Jahre 2005 das Chelsea College of Art and Design in London mit einem BA in Malerei ab. Seither stellt sie auf internationaler Ebene aus, unter anderem in Großbritannien, Deutschland und den USA.

engl.

Taking the influence of spatial and architectural relationships on the individual within the private realm of the home as a starting point, Alanna Lawley mediates the experience of the temporary, representational environments that she constructs. By isolating space, Lawley investigates how deliberately fragmented spaces can generate experiences of disassociation, anxiety and isolation that deny the viewer the freedom ever to fully orientate themselves in a specific time or place.

Lawley graduated with a BA in painting from Chelsea College of Art and Design, London in 2005. Since then she has exhibited internationally including the UK, Germany and the US.

Window 60

 


„Premaster Budding Blaster Theory (Ethno Style)“ by Sibylle Jazra,
mixed media

http://jazra.de

„PreMaster Budding Blaster Theory (Ethno Style)“ is an abstract sculpture which consists of old found chairs, stools, metal rods, words written from old fabrics, paint and ethnoprints. The different materials form a tower of banality which exists as an artistic postulate in the tradition of dadaism, being the antidote of latest trends and tendencies in Art. The pun of the title charges the artwork with humor and underlines its parodistic meaning. Since the artwork also proclaims to be a „theory,” it is involuntarily lifted up on an intellectual, academic level. At the same time this “upgrading” is questioned ironically, as too often these “theories” can be unmasked as a pretentious background behavior.

Sibylle Jazra was born in Heidelberg. She got her BFA at the Gerrit Rietveld Akademie Amsterdam in 1998 and was awarded the Newcomerprize of Kunsthalle Dominikanerkirche in 2003. Among her exhibitions: Kunstverein Heidenheim (2010), Kunsthalle Dominikanerkirche (2006), Kunstraum Bethanien (2010), rc de ruimte Amsterdam (2012). Sibylle Jazra lives and works in Berlin.

Window 59

 


‘Art Flashback’ by Krystelle Aellen, Violaine Bourgeois, Alexia Duvoisin, Sayaka Onishi, Léonie Roder

a project by students of the Geneva University of Art and Design

Guest professors: Pierre Jorge Gonzalez, Judith Haase, Berlin

GONZALEZ HAASE AAS,BERLIN www.gonzalezhaase.com www.aaslighting.com

Assisted by Raphaelle Golaz, architect

Invited guests: Severine Marguin, sociologist; Frederic Teschner, graphic designer; Stefanie Seidl, art project space

Eine Gruppe von Innenarchitektur Studenten der Universität für ART UND DESIGN IN GENF hat sich mit dem Thema Projekträume in Berlin beschäftigt. Nach einem Berlinbesuch während dem die Studenten mehrere Kunst – Projekträume besucht und einen Vortrag von Severine Marguin über die Entwicklung der Projekträume in Berlin gehört haben, werfen sie einen kritischen Blick auf die Entwicklung von Kunst-Projekträumen, in den von Gentrifizierung betroffenen Stadtteilen.

Der Projektraum ‘Berlin-Weekly’ kann sich bisher noch in Berlin/Mitte halten, wo viele nicht kommerzielle Projekträume in den letzten 2 Jahrzehnten wegen extrem steigender Mieten schließen mussten. Aber was passiert mit dem Raum, wenn auch dieser Projektraum aus finanziellen Druck schliessen muss? Der Galerieraum würde sicher kommerziell genutzt werden. Zum Beispiel als Geschäft , das Souvenirs verkauft, die das abbilden, was diesen Stadtteil einmal interessant gemacht hat.

A group of space design students from the University of Art and Design in Geneva questioned themselves about the role of a space designer in an art space. After a trip to Berlin where they took a closer look at some non commercial art spaces and attended a lecture by Severine Marguin about art project spaces in Berlin, they focused on the question: where is the line between art space and commercial space.

This intervention takes a critical look at the commercial wave that has overcome the Berlin/Mitte area, inducing the disappearance of many non-profit art spaces. So far the project space Berlin-Weekly could stand strong against the commercial development. But what if one day Berlin-Weekly gives in to commercial pressure? Most likely the gallery space would become a commercial shop. A shop that could as well sell souvenirs of what Berlin-Weekly used to be : one of the many art project spaces in Berlin which helped to make certain parts of the city so attractive to investors and developers – thus setting themselves up for defeat.

Window 58

 


Installation “Entreakt” von Alexandra Baumgartner

s/w Druck (nach Fotografien von Albert Londe, 1886) und Stühle

Alexandra Baumgartner, geboren in Salzburg (AT), lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Malerei an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Die Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den psychischen und moralischen Abgründen, sowie dem physischen Verfall des Menschen. In Ihrer aktuellen Installation Entreakt (frz. entre = zwischen“ u. acte = „Akt“, „Handlung” = Zwischenakt, Zwischenspiel, Pause) bezieht sie sich auf das Thema der Hysterie und das Hôpital de la Salpêtrière in Paris, die im 19.Jhdt bekannteste psychiatrische Anstalt Europas.

Seit 1863 lädt der Neurologe Jean Martin Charcot, der “Napoleon der Hysterie”, jeden Dienstag in seinem zum Amphitheater verwandelten Hörsaal zu seinen legendären Dienstags-Vorlesungen, den “leçons du mardi”. Zu diesem Anlass wurden als hysterisch geltende Patientinnen einem Publikum (bestehend aus Künstlern, Schriftstellern, Politikern..) vorgeführt, um mit ihnen ein Repertoire an exaltischen Körpergebärden zu demonstrieren. Vor den Augen des schaulustigen Publikums hypnotisiert und beschwört er seine weiblichen Versuchspersonen, und löst dadurch die erwünschten Anfälle aus. Auch in den fotografischen Settings wurden Patientinnen mit Hilfe von Hypnose, Elektroschocks und Rauschmitteln zur “Aufführung” und Ablichtbarkeit der gewünschten Exaltation gebracht. Charcots Experimente fanden großen Anklang im Paris seiner Zeit, Eine perverse Szenerie. unter seiner Regie gerät die Krankheit zu einem Schauspiel, die Salpêtrière zu seiner Bühne, und die Grenzen zwischen wirklichen und gespielten Posen verlaufen fließend.

‚Entreakt‘, an Installation by Alexandra Baumgartner
black and white print ( after photographs of Albert Londe,1889) and chairs
‚Interakt‘ (interlude, intermission) refers to the topic of hysteria and the most well known psychiatric institution of the 19th century , the ‘Hospitale de la Salpetriere in Paris’

Alexandra Baumgartner born in Salzburg/Austria studied fine art at the Academy of Applied Arts in Vienna. She lives and works in Berlin.

Window 57

 


‚Private Outer Space‘ von Silke Koch

Fotografien und Skulpturen aus Alltagsobjekten (Glas, Porzellan, Plastik, Metall, Klebstoff)

Photographs and sculptures made from everyday objects (glass, porcelain, plastic, metals, glue)

Die in Leipzig geborene und in Berlin lebende Künstlerin Silke Koch hat in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Joachim Brohm Fotografie studiert. Meisterschülerin von Prof. Astrid Klein.

‚Das Weltall ist für mich vor allem ein symbolischer Raum: seit Jahrhunderten drehen sich Träume und Visionen der Menschen darum, diesen zu erobern, Welten jenseits der Erde kennenzulernen oder sogar andere Planeten zu kolonisieren. Doch die meisten sehen den Weltraum nur von der Erde aus, so auch ich. Was bleibt ist die Phantasie im Alltag: Salzstreuer, Eierbecher, Teewärmer und diverse Gefäße um sich mit bizarren Objekten in fremde Welten zu wünschen. Es entstand eine Serie raketenförmiger Objekte aus Alltagsgegenständen der 60er, 70er und 80er Jahre – aus der ehemaligen DDR und der BRD zu Zeiten des kalten Krieges. Rein äußerlich scheinen sie zunächst an jene Zeiten zu erinnern als Plastik und abstraktes Oberflächendesign für Leichtigkeit, Flexibilität und eine frohe Zukunft standen.‘ Silke Koch

Berlin based artist Silke Koch was born in Leipzig and studied photography in Leipzig at the Hochschule für Grafik und Buchkunst at Prof. Joachim Brohm. She was master student of Prof. Astrid Klein.

‘For me the cosmos is a symbolic space: since centuries people are dreaming to conquer the universe, to discover other worlds outside and even to colonialize it. But most of us can see the universe only from the earth. What remains is the phantasy in daily life: salt shakers, egg cups, strange vessels ….a diversity of bizarr objects in order to fancy other worlds. I created a series of rocket shaped sculptures made from everyday objects from the 60’s, 70’s and 80’s , produced in in East- and West Germany, the former GRD and the BRD, at the times of the cold war. First of all it brings memories of those times when plastic, abstract surface design, lightness and flexibility seemed to represent a bright future.’ Silke Koch

Window 56

 


‚Pie in the Sky‘ von Astrid Busch
www.astridbusch.com

Bestehend aus einer Fototapete, verschiedenen Materialien und Licht tritt die Arbeit in einen Dialog mit dem realen Raum und erweitert und transformiert ihn ins Fiktive.
Die raumbezogene Installation “Pie in the Sky” wurde für Berlin Weekly entworfen und bezieht sich formal und inhaltlich auf seine architektonischen Besonderheiten.

The room installation „Pie in the Sky“ was exclusively designed for „Berlin Weekly“ and refers to it’s architectural characteristics.
Consisting of a wall sized photograph, various materials and light the work transforms the room from reality into fiction.

Window 55

 


„EXIT THROUGH THE GIFT SHOP” by Helen Hart, Annabelle Schuster and Melanie Walter

light territories #3 – a project of the Masters program Bühnenbild-Szenischer Raum TU Berlin, directed by Prof. Kerstin Laube, in cooperation with Gonzalez Haase AAS, www.tu-buehnenbild.de, tutors: Pierre Jorge Gonzalez & Judith Haase

Die Installation „EXIT THROUGH THE GIFT SHOP” zeigt die Kunstwelt als Teil der Konsumgüterindustrie. Die Installation erzeugt einen Raum der Illusion und fordert den Betrachter auf über Kunst und ihren Konsum zu reflektieren.

The installation „EXIT THROUGH THE GIFT SHOP” shows the art world as part of the consumer industry. The installation creates a room of illusion, urging visitors to reflect art and its consumption.

Window 54

 


“Unverblümt” by Simone Häckel
2006, 02:31 min, Video Loop.

Im Mittelpunkt von Simone Häckel‘s Arbeiten stehen menschliche Zustände der Unzulänglichkeit und Imperfektion. In der Videoarbeit “Unverblümt” umkreist eine junge Frau auf dem Rücken eines Pferdes ein Blumenbeet, um es in der nächsten Szene zu zerstören. Es ist ein Tanz zwischen Schüchternheit, Entschiedenheit und Zwiespalt – tänzerisch zwar anmutig, dennoch liegt darin Überwindung, Zerstörung und Aufbruch.

Simone Häckel, geboren 1974 in Hannover, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Freie Kunst an der Kunsthochschule in Kassel und Experimentelle Mediengestaltung an der UDK Berlin. Seit 2002 arbeitet Simone Häckel vorwiegend mit dem Medium Video.

In the video work “Unverblümt” ” a young woman on horseback circles a flower bed, to destroy it in the next scene. It’s a dance between shyness, determination and discord, not a straightforward ride. The flowerbed is the stage, whose boundaries are rarely broken. Although gracefully performed, her riding action shows destruction, eruption and awakening.

Simone Häckel, born 1974 in Hannover, lives and works in Berlin. She studied Fine Art at the Kunsthochschule Kassel and Experimental Media Design at the UDK in Berlin. Since 2002 she mainly is working with the medium of video.

Window 53

 


 ‘DER WERT DES SINNLOSEN‘ von Alexandra Schumacher 
(2 Diaprojektoren, 3D Brille, MDF Holz, Metallprofile, Glas) 

 Die Arbeiterbewegung hat aus der Not ihres Klientels eine Tugend gemacht, indem sie die »feudale parasitäre Faulheit« endgültig desavouiert und das bürgerliche Leistungsstreben nachhaltig in den Köpfen der Menschen verankert hat. In einer beispiellosen Überhöhung der Ideologie ihrer Unterdrücker deutete sie den geknechteten Arbeiter zum Heroen der Geschichte und die entfremdete Arbeit zum Hohelied des Industriezeitalters um. Wenn im Zusammenhang mit Arbeit der Begriff »Sinn« überhaupt noch angebracht ist, dann erschöpft sich dieser für die weitaus überwiegende Zahl aller Beschäftigten einzig und allein in der Entlohnung.

Window 52

 

‚SHELF‘ by Ari Sariannidis
MDF, glazed ceramics, Ivy

Ein Traum, dieses Teil. Vielen Dank, das wäre doch gar nicht nötig gewesen. Einen Ort ,wo ich das jetzt hinstellen werde, habe ich jetzt aber noch nicht gefunden. Entweder stelle ich es einfach mal in den Flur, von da kann ich mich ja immer noch entscheiden, wo das dann jetzt letztendlich stehen wird. Weil, also schön ist es jetzt nicht gerade, also nicht so, dass ich das jetzt jeden Tag sehen will, auf dem Fernseher also, ausgeschlossen…dann doch lieber hier, zu dem anderen Zeug, das nur dafür dasteht, dass wenn der, der das mir geschenkt hat, das auch sieht, wenn er sich hier umschaut. So, dass er eben das Gefühl hat, der hat sich aber gefreut über das. War doch eigentlich nur als nette Aufmerksamkeit gedacht. Und naja ich will ja auch, dass der sich dann freut, weil ich den eben auch gern hab. Selbst wenn ich jetzt nicht wirklich weiß, was ich damit anfangen soll…das muss jetzt da stehen, weil das habe ich halt bekommen.

This piece is so beautiful – thank You so much – it really wasn’t necessary. However, I haven’t found a place where I will put this yet. I could put it into the hallway for now and decide where I will finally place it later.  Well, I don’t really find it pretty – I’m not really keen to look at it every day. Well, on top of the TV – no chance…well then I’d rather prefer to put it with all the other junk which is just standing there, so in case the person who gave it to me, visits me, he can see it there – then he’ll get the feeling that I really enjoy his little gift. Anyhow, it was meant to just be a little gift and I want to please him by displaying it, cause I also like him. Although now I don’t really know what to do with it and where to put it. It has to stand there now, cause I’ve got it.

Window 51

 


Phantom by Petrmayr

Phantom F4 (Kampfjet): Das originalgroße Abbild eines Werkzeugs des Krieges auf 3 x 3 x 3m in die Enge eines Raumes gedrängt. Sieben Tonnen Mittelrumpf, auf 2 Mach beschleunigt, ehedem auf Flurzeugträgern vor Vietnam stationiert, dann verkauft und nach Triebwerksbrand ausrangiert und abgestellt. Morbides Antlitz von Gefahr, dargestellt in 3 Teilansichten und eingesperrt in eine Vitrine.
Phantom F4 (fight jet): The original-size effigy of a war tool squeezed into a  small room of 3 x 3 x 3 m. Seven tonnes of middle body , Mach 2.0 , formerly carrier based  before Vietnam , then sold and after the engine set  fire discarded and damped in Bavaria. Morbid body of danger, shown in 3 partial views and locked up in a glass cabinet.

http://www.phantom224.com
http://www.petrmayr.de

Window 50

 


„Incident Ray“ by Adrian Peach

„Incident Ray“ ist eine raumbezogene Installation, die speziell für berlin-weekly.com in der Linienstraße entworfen ist und sowohl den räumlichen als auch den kontextuellen Aspekt der Schaufenstergalerie aufnimmt. Die schlichte Installation soll den Innenraum ausfüllen und sich gleichzeitig auf den Aussenraum richten, um den Blick der Passanten nach drinnen zu lenken. Was eignet sich dazu besser als Licht?

„Incident Ray“ is a site-specific installation, designed especially for the gallery space in Linienstraße 160. Two themes are explored: one spatial, one contextual. This simple intervention employs an abstract visual device to fill the interior space, and to reach out into the street, drawing your gaze inward. What more effective „substance“ to perform both tasks than Light itself ?

mit freundlicher Unterstützung von Zumtobel (lighting)

Window 49

 


‚DU BIST RAUS! Design des Ausschlusses‘ by Vincent Grunwald
2012

Welcher Ort würde sich besser eignen als Berlin Mitte um die Ästhetik der Exklusion zu begutachten. Transparent scheinende Dinge und permeabel auftretende soziale Welten sind häufig klar bestimmt in Ihrem Außen und Innen. Sie signalisieren in Ihrer Gestaltung wer dazugehört und wer davor zu verharren hat und ausgeschlossen ist. Exklusiv bedeutet im Zusammenhang mit ökonomischen Ausschlussverfahren, wie Mieten, Eintrittspreisen oder auch nur Getränkepreisen ganz klar, dass der Luxus darin besteht, dass andere nicht teilhaben dürfen. Der Anblick von Zäunen lässt einen schnell an Gefängnisse und Käfige denken, bei denen der Insasse der Ausgeschlossene, also Weggesperrte ist. Daher ist es im Interesse von Zaunherstellern den Zaun als etwas begehrenswertes erscheinen zu lassen, bei dem das sich hinter Ihm befindliche aufgewertet wird. Die gezeigten Arbeiten verwenden ausschließlich Bildmaterial aus dem Prospekt oder der Internetpräsenz von Zaunherstellern um zu fragen, wie denn Sicherheit eigentlich aussieht. Und was liegt da näher, als den zu fragen, der unter der Prämisse Sicherheit herzustellen, wirtschaftlich aktiv ist.

Mit freundlicher Unterstützung von: Hito Steyerl, Konrad Mühe, Kevin Kemter, Leon Kahane, Florian Goldmann, AKV Berlin und weiteren.

weitere Arbeiten von Vincent Grunwald sind vom 13.9. – 16.9. auf der Preview Berlin zu sehen. (Booth Nr.51)
Vincent Grunwald ist Mitbegründer des Verlags ‚AKV Berlin‘