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„SRL-1“ by Fred Rubin

Fred Rubin ist Bildhauer, dessen Material sich seit 15 Jahren fast ausschließlich aus Einbauten, Mobiliar, Lampen, Objekten, Dekorationsstücken und ganzen Gebäudeteilen ehemaliger Repräsentationsbauten und Machtzentralen der DDR zusammensetzt.Als Fred Rubin 1994 von Paris, wo er bei Christian Boltanski studierte, nach Berlin kam, interessierte sich – jenseits der ideologischen Gesten von Ostalgie und Vernichtung – kaum jemand für die zeitgeschichtliche und ästhetische Dimension des Inventars dieser Bauten, so dass es ihm mit subversivem Geschick gelang, hiervon große Mengen zu übernehmen. In einem von ihm selbst als Rotationsrecyclingbeschriebenen Prozess begann Fred Rubin, durch Umnutzung und delikate Infiltrierung in andere Bauten und Formen die gesicherten Objekte in neue Zusammenhänge zu überführen und damit in Bewegung zu bringen.

Kennzeichen der so entstandenen Installationen ist, dass sie nahezu vollständig in ihren neuen Funktionen aufgehen. So bespielte Fred Rubin seit 1995 die temporären Standorte des legendären Berliner Clubs WMF mit dem vom ihm gesicherten geschichtsträchtigen Mobiliar. Neben Ledermöbeln aus dem Außenministerium der DDR verpflanzte er hierfür die komplette Bowling-Bar des Palasts der Republik in das WMF in der Burgstraße. Auch Überwachungskameras aus dem Palast der Republik wurden installiert und überwachten, für alle auf Monitoren im Raum sichtbar, das Partygeschehen – selbst auf den Toiletten.

Daneben entwickelte Fred Rubin mit Lampen aus dem Zentralkomitee der SED und dem Palast der Republik Lichtinstallationen für große öffentlich genutzte Um- und Neubauprojekte wie den Potsdamer Nikolaisaal oder das 2006 errichtete Nationale Tanztheater „Pavillon Noir“ in Aix-en-Provence in Frankreich.Das Prinzip des Rotationsrecyclings dient dabei nicht nur der Aufwertung des als wertlos erachteten Materials, sondern auch dem Schutz der Dinge selbst. Ihr Aufgehen im Neugebrauch verbirgt sie zugleich, entzieht sie dem ideologischen Zugriff der Wertvernichtung und hebt sie auf für eine mögliche Neubewertung.