„Making bad on history or drawing blood from the same old stone” von Dagmara Genda
Die Zeichnung der klassischen Skulptur bildet seit der Formalisierung der Akademien die Grundlage der Kunstausbildung. Dadurch entwickelte sich eine Rückkoppelungsschleife, die die skulpturale Tradition prägte und die Proportionen der Körper und ihr Gestenrepertoire im Laufe der Zeit subtil verzerrte.
Daraus entstand schließlich der Barock mit seinen geschwollenen Draperien, den klaffenden Mündern und der Vielzahl der greifenden Hände. In ihren jüngsten Arbeiten nimmt Dagmara Genda barocke Gartenskulpturen als Grundlage für ihre Zeichnungen und rückt so die Geschichte durch eine weitere verzerrende Linse in den Mittelpunkt. Aus den fließenden Linien bluten griechische Götter zu Comic-Superhelden, ihre Idealkörper nicht weit entfernt von den heutigen Fitness-Selfies, und die Göttinnen aus der Zeit vor unserer gemeinsamen Epoche haben sich zu schmierig leuchtenden Instagram-Königinnen gemausert. Durch ihre Arbeit deutet Genda eine bestimmte Vorstellung von Geschichte an: je mehr wir sie neu darstellen, desto treuer folgen wir ihrem gewundenen Weg.
In Ihrer Installation im Berlin-weekly Fenster vergrößert und transformiert Dagmar Genda ihre Tusch-Zeichnungen in eine raumfüllende 3 dimensionale Raumzeichnung.
engl.
Drawing from classical sculpture has formed the basis of art education ever since the formalisation of academies. This in turn generated a feedback loop whose echoes reshaped sculptural tradition, subtly contorting the proportions of bodies and their repertoire of gesture over time. Eventually this birthed the Baroque, with its swollen drapery, gaping mouths, and its multitude of grasping hands. Baroque garden sculpture forms the basis of Dagmara Genda’s recent drawings, thus refocusing history through another distorting lens. Inky lines bleed Greek gods into comic super heroes, their ideal bodies not far removed from today’s gym selfies, and the goddesses from before our common era have swelled into lubriciously lit Instagram queens. Perhaps the more we “make bad on history,” the truer we are to its meandering path.
In her installation at Berlin-weekly Dagmar Genda enlarges and transforms her ink drawings into a large 3-dimensional spatial drawing.