TRANSIT von Fides Becker
2017 (Acryl und Eitempera), www.fides-becker.de
Mit ihrer Installation Transit setzt die in Berlin lebende Künstlerin Fides Becker ihre Serie von ortsbezogenen Wandmalereien fort.Sie bezieht sich, wie in ihren vorangegangenen ortsspezifischen Arbeiten, auf die Geschichte und die Funktion des Ausstellungsraumes, der im Scheunenviertel liegt und einmal eine Tordurchfahrt gewesen ist. Mit der illusionistischen Malerei versucht sie den Raum optisch wieder öffnen. Dabei reflektiert sie den Wandel des Kiezes mit seiner Geschichte und seiner Gegenwart.
Einst ist das Scheunenviertel in Berlin/Mitte das jüdische Viertel gewesen. Die brutale Entfernung der Menschen aus der Gesellschaft wird mit der Weichenstellung auf den Schienen zum Ausdruck gebracht – die Fahrt in den Tod wird durch die Schädel symbolisiert, die zwischen den Schwellen liegen. Das Herausreißen jüdischer Bürger aus ihren Wohnungen reflektiert die Künstlerin mit Leinwandarbeiten, auf denen einzelne Pflastersteine sich aus dem Weg herausgelöst haben. Diese „Stolpersteine“ tragen nicht, wie üblich, die Namen ermordeter Individuen, sondern das Symbol des Judentums, wobei verdeutlicht werden soll, wie die Juden aufgrund eines Stigmas anonymisiert und zu Objekten gemacht worden sind.
Den Gegenwartsbezug der Motive stellt Fides Becker mit dem Motiven von Pflastersteinen und einem einem Bagger her, die veranschaulichen, wie stark der Kiez nach der Widervereinigung wieder verändert und gentrifiziert wurde. Mit ihren Bildern holt die Künstlerin die Gegenstände aus dem kollektiven Bewusstsein und verleiht ihnen eine eigenständige Identität. Den Wandel bringt sie auch dadurch zum Ausdruck, dass sie den malerischen Prozess offenlegt, indem sich die Bilder zu ihren Rändern hin auflösen und sich die Motive in abstrakte Schlieren transformieren.